Lenzing stoppt 275-Millionen-Projekt in USA - Aktie bricht ein

Lenzing-Chef Stefan Doboczky stoppt US-Projekt
Lenzing-Chef Stefan Doboczky stoppt US-ProjektAPA/HERBERT NEUBAUER
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Schwerer Rückschlag für den weltgrößten Cellulosefaserhersteller Lenzing: Das Großprojekt in Alabama musste ein halbes Jahr vor der ursprünglich geplanten Fertigstellung gestoppt werden. Die Aktie verliert mehr als 15 Prozent.

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing aus Oberösterreich legt den Ausbau der Lyocellfaser-Kapazitäten in Mobile, Alabama (USA) vorerst auf Eis. Auslöser für diese Entscheidung seien die steigende Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle, gepaart mit einer möglichen Überschreitung der Baukosten aufgrund des boomenden US-Arbeitsmarktes, was das Risikoprofil des Projekts erhöht habe, teilte Lenzing am Mittwochabend mit.

Um die Nachfrage nach Lyocellfasern bestmöglich bedienen zu können, konzentriere sich Lenzing nun auf die Erweiterung der Lyocellfaser-Kapazitäten in Prachinburi (Thailand). Das Projekt in den USA werde aber nicht aufgegeben, sondern regelmäßig überprüft. Allerdings werde Lenzing nun neben der 25.000-Tonnen-Erweiterung in Heiligenkreuz im Burgenland in den Jahren 2019 und 2020 "keine wesentlichen zusätzlichen Lyocellfaser-Mengen auf den Markt bringen", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die Umsetzung des Expansionsplans bei Lyocell-Spezialstapelfasern werde sich durch diese Entscheidung verlangsamen. Die Erweiterung der Kapazitäten von anderen Spezialprodukten bleibe aber auf Kurs.

Der Startschuss für die Erwertigung der Lyocell-Kapazitäten in Alabama war vom Aufsichtsrat im Dezember 2016 gegeben worden. Der US-Standort wurde dabei einer neuerlichen Großinvestition in Österreich der Vorzug gegeben. Die Gesamtinvestitionen wurden mit 275 Millionen Euro oder 293 Millionen Dollar beziffert. Die zusätzliche Produktionskapazität am US-Standorte war mit 90.000 Tonnen pro Jahr geplant. Das neue Werk sollte im ersten Quartal 2019 in Betrieb gehen.

Für den US-Standort habe nicht nur die bereits bestehende gute Infrastruktur gesprochen. "In einem Markt, der ein reiner Dollar-Markt ist, ist es für uns als internationaler Spieler einfach wichtig, eine gute Balance zwischen verschiedenen Währungskörben zu finden. Wir haben heute einen strukturellen Euro-Überhang." Wichtig sei, "dass Kosten und Einnahmen gleich atmen". Mit einer entsprechenden Balance sei es "irrelevant, ob der Dollar bei 1,05 ist oder 1,30 ist", so Lenzing-Chef Stefan Dobozky im Dezember 2016.

Von Alabama aus wird der globale Markt beliefert, insbesondere für Vliesstoffe (Wischtücher, Hygieneartikel) sei Amerika aber ein besonders wichtiger Markt, sagte Doboczky. Die neue Fabrik in den USA war als größte Einzelanlage für die Tencel-Produktion geplant.

Aktie unter Druck

Anleger sind wegen der neuesten Entwicklungen verunsichert. Die Lenzing-Aktie startete am Donnerstag mit Abschlägen von 6,3 Prozent auf 97,75 Euro in den Handel. Die Kursverluste erhöhten sich rasch auf mehr als 15 Prozent. Das Papier, das am Mittwoch noch bei 104,30 Euro notierte, kostet erstmals seit einem Jahr wieder 88 Euro. Rund 400 Millionen Euro Börsewert sind somit schlagartig futsch.

Erste-Analysten Vladimira Urbankova bezeichnete dies gegenüber Reuters als eine "Überreaktion", die die Gesamtnachfrage nach Spezialfasern stark sein und Lenzing die Möglichkeiten habe, fehlende Kapazitäten an anderen Orten zu kompensieren.

(APA)

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