Fußball: Klares Votum für Deutschland 2024

Die Coupe Henri-Delaunay, seit 1960 die Auszeichnung der Fußballunion Uefa für jeden Europameister.
Die Coupe Henri-Delaunay, seit 1960 die Auszeichnung der Fußballunion Uefa für jeden Europameister.(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
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Deutschland feiert mit dem Erhalt der EM 2024 nach dem WM-Flop einen ungemein wichtigen sportpolitischen Sieg.

Nyon. Deutschland erhielt den Zuschlag für die EM 2024 und richtet nach den Weltmeisterschaften 1974 und 2006 sowie der EM 1988 wieder ein Großturnier aus. Der Deutsche Fußball-Bund setzte sich beim Votum der Uefa-Exekutive in Nyon gegen die Türkei durch, die auch mit ihrem vierten Anlauf nach 2008, 2012 und 2016 scheiterte.

Entgegen allen Bedenken, dass sich die Türken mit ihrem finalen Angebot auf Steuerfreiheit noch durchsetzen könnten, fiel das Votum der 17 stimmberechtigten Uefa-Vertreter dann doch sehr deutlich aus. 12:4-Stimmen für Deutschland, bei einer Enthaltung.

Das Finale steigt in Berlin

Damit kehrt Europas Fußball nach dem programmierten Chaos bei der paneuropäischen EM 2020 vier Jahre später zum bewährten Turnierformat zurück. Als Spielorte sind Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt vorgesehen. Das Olympiastadion in Berlin mit einer Kapazität von 70.033 Zuschauern ist dabei der logische Kandidat für das Finale. Als Gastgeber muss sich das DFB-Team – nach aktuellem Planungsstand – nicht für das Turnier qualifizieren. Die genauen Kriterien dazu sind aber noch nicht festgelegt.

Drei Monate nach dem sportlichen Absturz mit dem historischen Vorrunden-Aus bei der WM in Russland meldete sich Deutschland auf fußballpolitischer Ebene siegreich zurück. Auch für den DFB, allen voran Präsident Reinhard Grindl und Teamchef Joachim Löw, stellt der Erhalt des EM-Turniers nach dem ungeheuer kommunikationsschwachen Umgang mit der leidigen Özil-Saga und den Erdoğan-Fotos den dringend nötigen Befreiungsschlag dar. Jetzt fehlen nur noch Siege, um Deutschlands Fußball wieder zu der Größe zu machen, die der viermalige Weltmeister (1954, 1974, 1990 und 2014) und dreimalige Europameister (1972, 1980 und 1996) so gern verkörpern will.

Der weiterhin nicht aufgeklärte Skandal um die WM 2006 und die eigentliche Verwendung der ominösen 6,7 Millionen Euro – kolportiert wird weiterhin Stimmenkauf – spielte offensichtlich bei der Mehrheit der Uefa-Wahlleute keine Rolle. Deutschland punktete in seiner Bewerbung vor allem mit vorhandenen Stadien, der bestehenden Infrastruktur – und wirtschaftlicher Stabilität. Die Türkei hatte vor allem für das fehlende Menschenrechtskonzept in seinem EM-Dossier und ob finanzieller Risken vorab schlechte Bewertungen durch die Uefa-Prüfer kassiert.

Geld ist bei der Vergabe von Großereignissen letztendlich immer der finale, entscheidende Faktor. Mit der EM 2016 in Frankreich hat die Fußballunion Uefa 800 Millionen Euro Gewinn erzielt.

Uefa installiert Videobeweis

Der Videobeweis kommt auch in der Champions League: Die Uefa will die technische Hilfe für Schiedsrichter ab der Saison 2019/20 einsetzen. Außerdem gibt es Pläne, die Technik auch bereits bei der EM2020, der Europa League ab 2020/21 und dem Nations-League-Finale 2021 zu nutzen. Man sei zuversichtlich, zum Starttermin im August 2019 ein „stabiles System“ zu schaffen und die Unparteiischen zu schulen.

Erstmals kommt in einem Uefa-Pflichtspiel der Videobeweis im August 2019 im Supercup, Champions-League- gegen Europa-League-Sieger, zum Einsatz. Wo? In Istanbul. Immerhin. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2018)

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