Nationalisten verkünden Sieg bei Bosnien-Wahl

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Das Staatspräsidium in Bosnien-Herzegowina besteht aus je einem Mitglied der drei Staatsvölker, den muslimischen Bosniaken, Serben und Kroaten. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 53 Prozent.

Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen in Bosnien-Herzegowina haben am Sonntag der für seinen Separatismus bekannte Milorad Dodik für die Serben, Sefik Dzaferovic für die Bosniaken und Zeljko Komsic für die Kroaten ihren Wahlsieg verkündet. Sowohl Dodik als auch Dzaferovic werden den nationalistischen Flügeln ihrer Völker zugerechnet.

Während Dodik und Dzaferovic sich tendenziell eher für die Rechte
ihrer jeweiligen Nationen einsetzen wollen, setzt sich Komsic für
die Umgestaltung des Landes in einen bürgerlichen Staat ein. "Ich
werde allen Bürgern dienen", sagte er vor Anhängern. Neben den drei
Mitgliedern des Staatspräsidiums wurden auch das gesamtstaatliche
Parlament sowie die Parlamente der beiden Landesteile (Republika
Srpska und Bosnisch-Kroatische Föderation) gewählt. Die
Wahlbeteiligung lag nach vorläufigen Angaben der staatlichen
Wahlkommission bei rund 53 Prozent.

"Mein Sieg ist klar wie eine Träne", erklärte Dodik nach der
Wahl. Er habe 56 Prozent der Stimmen erhalten, verkündete der
derzeitige Präsident des kleineren Landesteiles, der Republika
Srpska. Seitens seines Herausforderers von der Partei des
Demokratischen Fortschrittes (PDP), Mladen Ivanic, hieß es
allerdings, dass Dodik nach der Auszählung von etwa 75 Prozent der
Stimmen nur um etwa 0,42 Prozent bzw. 1.700 Stimmen in Führung liege
und sein Sieg deshalb nicht dermaßen sicher sei.

Tief gespaltenes Land

Für die muslimischen Bosniaken schaffte es Dzaferovic als
Vertreter der größten Partei, der Demokratischen Aktion (SDA), ins
Staatspräsidium. Seine Partei habe an allen Fronten gesiegt,
erklärte SDA-Chef Bakir Izetbegovic, ohne dies jedoch näher zu
erläutern. Dzaferovic sicherte sich laut seiner Partei knapp 40
Prozent der Stimmen der bosniakischen Wähler.

Die Kroaten in Bosnien-Herzegowina werden künftig durch Komsic,
Chef der Demokratischen Front, in der gesamtstaatlichen Führung
vertreten sein. Auch Komsic verkündete seinen Wahlsieg, nannte
jedoch keine konkreten Ergebnisse. Für Komsic ist es bereits die
dritte Amtszeit in der Staatsführung, der er bereits zwischen 2006
und 2014 angehörte.

Das Staatspräsidium in Bosnien-Herzegowina besteht aus je einem
Mitglied der drei Staatsvölker, den Bosniaken (Muslime), Serben und
Kroaten. Die drei Mitglieder lösen einander alle acht Monate als
amtierender Präsident ab. In dem tief gespaltenen Land, in dem sich
die drei Volksgruppen seit Jahren gegenseitig bei Reformversuchen
blockieren, wurde auch vom Urnengang am Sonntag keine Wende
erwartet. Das hochkomplexe politische System wurde im
Friedensvertrag von Dayton festgelegt, der den blutigen
Bosnien-Krieg (1992 bis 1995) beendete.

(APA)

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