Mysteriöse Morde, verprügelte Journalisten und Politiker, die nur ihr Machterhalt interessiert: Ohne echte Hoffnung auf Veränderung sind die Bürger am Sonntag zu Parlaments-, Präsidenten- und Teilstaatswahlen aufgerufen.
Banja Luka. Kinder legen Blumen nieder. Eine Frau entzündet eine Kerze. Erst vereinzelt, dann gemeinsam skandieren Hunderte auf dem Krajina-Platz in Banja Luka mit erhobenen Fäusten die Frage, die seit über 190 Tagen jeden Abend durch die Hauptstadt des bosnischen Teilstaats der Republika Srpska hallt: „Wer hat David Dragičević getötet?“
„Gerechtigkeit für David“ prangt auf den Plakaten mit dem stilisierten Konterfei des Rappers mit den Rasta-Locken. Sein Sohn sei ein „normales Kind von 21 Jahren“ gewesen, erzählt mit heiserer Stimme sein Vater, Davor. Der begabte Elektrotechnikstudent habe Songs geschrieben, Spots gedreht und „alles über IT gewusst“. Als „fröhlich, klug und tapfer“ beschreibt der Kriegsveteran seinen Sohn: „Dieser Staat hat auf brutalste Weise mein Kind umgebracht. Ich habe nichts mehr im Leben, will nur noch die Wahrheit.“