„Tatort“ Wien: Verhör bei Leberkäs und hart gekochten Eiern

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In "Her mit der Marie!" ermitteln die Kommissare Fellner und Eisner im Rotlichtmilieu. Regisseurin Barbara Eder verleiht ihrem zweiten, schauspielerisch exzellent besetzten "Tatort" eine Retro-Patina.

Unsere Wertung für diesen "Tatort":

9 von 10 Punkten

Worum geht's in "Her mit der Marie!"?

Im Wald neben einer Landstraße wird eine Leiche gefunden, bei der sich jemand sehr viel Mühe gemacht hat, sie unkenntlich zu machen. Nur mit einigen Mühen finden die Ermittler heraus, dass es sich bei dem Toten um einen Geldboten vom "Dokta" handelt: Der Bordellbesitzer schickt regelmäßig Gefolgsleute auf die "Monopoly-Tour", sprich: zum Abkassieren des Schwarzgeldes. Dass just auch der "Inkasso-Heinzi" zur Tatzeit in der Nähe war, versucht Kommissarin Fellner vor ihrem Kollegen Eisner zu verbergen - denn sie glaubt dem Kleinganoven, dass er zwar einiges anstellen würde, aber sicher keinen Mord.

Worum geht‘s noch?

Bibi Fellner hat einen neuen Dienstwagen (der Pontiac Firebird steht ab sofort in der Garage). Und sie trinkt wieder. Zumindest ein bisschen. Kollege Moritz Eisner hat ein Boomerang-Kind (das Töchterl ist nach der Trennung wieder eingezogen) und grantelt vor sich hin. Und der "Dokta" ist dabei, seine mafiösen Geschäfte an einen Nachfolger zu übergeben. Das sorgt im kriminellen Biotop der Wiener Unterwelt für Unruhe. Dort treiben sich lauter "richtige Kerle" herum - das sieht man an ihren Tattoos, Autos, dem Rauchen und ihrem Gehabe. Und wer keiner ist, der lässt es sich nicht anmerken und tut besonders cool...

Wer ermittelt in "Tatort: Wien"?

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Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ermitteln zwar nicht immer im Gleichklang (Eisner z.B. misstraut dem "Inkasso-Heinzi"), aber sie sind ein gut eingespieltes Team, das vor dem Chef und gegenüber dem beflissen-naiven Kollegen Schimpf (Thomas Stipsits) zusammenhält wie Pech und Schwefel. Und wenn es um eine heikle Befragung geht, dann packt Bibi lieber die Leberkäse-Semmel aus und versucht es mit einem amikalen Tratscherl (schon wieder der "Inkasso-Heinzi") als gleich mit der Brechstange einzufallen. Sie kommt ja ursprünglich von der Sitte und kennt die Strizzis ohnehin besser als denen lieb ist.

Was gefällt?

Alles. Das Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner bietet eine sehr wienerische Ganoven-Story und deckt ein lange gehütetes Geheimnis auf (noch einmal der "Inkasso-Heinzi"). Regisseurin Barbara Eder setzt ihren bislang zweiten "Tatort" mit einer leichten Retro-Patina in Szene. Da schaukeln die Schurken in eckigen alten Autos durch die Gegend, tragen Vintage-Lederjacken und halten in gelblich verrauchten Lokalen Hof, wie es sie in der ganzen EU nicht mehr gibt. Nur in Wien.

Was gefällt noch?

Die Starbesetzung: Erwin Steinhauer und Maria Hofstätter als "Dokta" und ihn hofierende Gattin; Christopher Schärf als sein Ziehsohn und Möchtegern-Zuhälter Pico Bello; Johannes Krisch als Handlanger mit Softie-Tendenzen (er ist Vegetarier!); und Simon Schwarz, der hier ein Finale hinlegt, das zu Tränen rührt - als "Inkasso-Heinzi". Wer hätte das gedacht!

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