Soziologe Reinhard Kreissl hält "Racial Profiling" grundsätzlich für legitim. Bei der Kontrolle von jungen Musikern in einem Wiener Park habe die Polizei aber übertrieben und unprofessionell reagiert.
Eine Gruppe junger österreichischer Musiker mit Migrationshintergrund wurde vergangene Woche in einem Wiener Park von der Polizei kontrolliert. Die Situation geriet ein wenig außer Kontrolle, weil die Musiker den Beamten vorwarfen, sie nur wegen ihres ausländischen Aussehens nach ihren Ausweisen gefragt zu haben – auch "Racial Profiling" genannt. Haben Sie das Handyvideo von dem Vorfall gesehen, das einer der Kontrollierten veröffentlich hat?
Reinhard Kreissl: Ja, und mein Eindruck von dem Video ist, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde. Ich fand die Vorgehensweise der Polizei übertrieben und unprofessionell. Es geht ja in solchen Situationen immer um die Frage der Verhältnismäßigkeit und darum, ob das gelindeste Mittel angewendet wurde.
Und die Vorgehensweise der Polizei war aus Ihrer Sicht nicht verhältnismäßig?
Ich habe das Video nicht in voller Länge gesehen, aber soweit ich die Vorgänge beurteilen kann, gab es für diese situativ eskalierte Personenkontrolle keinen Anlass. Ob die grundlose Wegweisung von Menschen, die ja nicht gerade steckbrieflich gesuchte Straftäter sind, von einem öffentlichen Ort gerichtlich halten würde, ist fraglich. Ebenso wie die Tatsache, dass die Wegweisung von rund zehn Polizisten angeordnet wurde.