Die heutige Stichwahl zum Staatschef Brasiliens dürfte mit Jair Bolsonaro ein rechtslastiger Ex-Offizier gewinnen. Und sein Vize ist Ex-General.
Was für eine wundervolle Zeit! Du konntest sicher die Straße entlanggehen, deine Familie wurde respektiert und ein Polizist war ein Polizist“. Derartige Hymnen auf die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 hat Jair Bolsonaro immer wieder angestimmt, seitdem er – nach seinem Rauswurf aus der Truppe – 1988 in der Politik anfing.
Nur wollte davon kaum jemand Notiz nehmen, zu unbedeutend, zu ewiggestrig war das politische Irrlicht vom rechten Rand des Kongresses. Erst als er im April 2016 sein Votum für ein Impeachment der linken Präsidentin Dilma Rousseff just jenem Offizier widmete, der die Folterungen an der einstigen Guerillera angeordnet hatte, wurden Brasilianer und Südamerikaner auf den Mann aufmerksam. Es war der Beginn einer in vieler Hinsicht aberwitzigen Wahlkampagne, die heute den Einzug des Rechts-Außen ins Präsidentenamt bringen könnte – und die Rückkehr von Militärs an die Macht: Bolsonaros Vize ist ein Ex-General, ebenso wie fünf heiße Kandidaten auf ein Ministeramt.
Ende einer Maxime. Seitdem die Militärs in den 1980ern ein wirtschaftlich und rechtlich ruiniertes Staatswesen an zivile Nachfolger übergeben hatten, galt im südlichen Amerika eine Grundregel: „¡Nunca más!“ Nie wieder sollten Uniformierte die Macht übernehmen, zu bestialisch waren ihre Methoden in Chile, in Uruguay, in Paraguay und vor allem in Argentinien. Doch diese Maxime gilt nicht mehr. In Venezuela hat der angebliche Sozialist Nicolás Maduro längst Macht und Pfründe an gierige Generäle ausgefolgt und wird obendrein von Kuba auf das Kleinste kontrollier – jener ältesten Militärdiktatur Amerikas, die viele Menschenrechtler allzu gern übersehen.