Lektoren, Lakaien, Leser: "Germanistenprosa" von Florian Gantner?

Ist es möglich, dass die großen Dichterfürsten zu Unrecht auf ihrem Thron sitzen, während ihre Werke bloß Einflüsterern und Ghostwritern zu verdanken sind? Florian Gantners amüsantes Gedankenspiel „O. M.“.

Worunter mit Literatur Beschäftigte leiden, ist die schwer zu akzeptierende Tatsache, dass sie im Prinzip dem Großteil der Welt gleichgültig ist. Dafür gibt es herrliche Entlastungslektüren, zum Beispiel Jasper Ffordes utopische Literaturkrimis über eine Welt, in der die Öffentlichkeit primär literarische Themen beschäftigen, Fragen der richtigen Lesart eines Textes die Gesellschaft spalten, Schauspielern für inadäquate Verkörperung dramatischer Figuren Haftstrafen drohen und Verbrecherbanden höchste Lösegeldsummen für entführte Originalmanuskripte erzielen.

„Germanistenprosa“ ist ein Scheltwort dafür, das der einen Seite – den Germanisten – unterstellt, betriebsblind und ignorant zu sein, und der anderen – dem Buch – diese Beschränktheit willig zu bedienen. „O. M.“, der vierte Roman des 1980 in Salzburg geborenen Autors Florian Gantner, der 2018 den Rauriser Förderungspreis erhielt, könnte leicht in diesen Verdacht geraten.

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