Bergfilmfestival: Familientreffen der Bergsteiger

Renate Wurm, Thomas Neuhold und Martin Hasenöhrl (von links) laden ab Mittwoch zum Bergfilmfestival.
Renate Wurm, Thomas Neuhold und Martin Hasenöhrl (von links) laden ab Mittwoch zum Bergfilmfestival.(c) Manfred Siebinger
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Das Salzburger Festival „Abenteuer Film – Abenteuer Berg“ feiert heuer den 25. Geburtstag, mit einer neuen Festivalleitung.

Regen: Wenn die Organisatoren des Salzburger Bergfilmfestivals einen Wunsch an den Wettergott hätten, dann diesen – zumindest für die zehn Tage, an denen das Festival zum 25. Mal im Filmkulturzentrum Das Kino läuft. Bei Regen haben nämlich jene Menschen, die die Zielgruppe des Festivals sind, mehr Zeit. Bei Schönwetter aber zieht es sie in die Berge. An den Besucherzahlen (zwischen 7000 und 9000 Menschen) könne man den Wetterbericht ablesen, erzählt Renate Wurm, Geschäftsführerin des Filmkulturzentrums Das Kino.


Heuer findet das Festival vom 14. bis 25. November statt. Es ist so etwas wie ein Familientreffen der Salzburger Bergsteigerszene. „Wir waren mit unserem Vortragsprogramm oft wegweisend“, sagt Festivalmitbegründer Thomas Neuhold. So war Gerlinde Kaltenbrunner schon zu Gast, als sie noch Krankenschwester in Linz und nur Insidern als Anwärterin auf alle 8000er der Erde bekannt war. Das Bergfilmfestival holte auch Oh Eun Sun nach ihrem Sturm auf alle 8000er nach Österreich. Der Schweizer Lawinenforscher Werner Munter stellte in den 1990er-Jahren seine damals neue Reduktionsmethode vor. Heute ist sie Standard im Umgang mit Lawinenrisiko.


Die Mischung aus Persönlichkeiten aus der Alpinistenszene, Diskussionsveranstaltungen und cineastischen Bergfilmen aus aller Welt macht den Reiz des Festivals aus. Heuer wird der Berchtesgadener Alpinist Thomas Huber, ein Stammgast des Festivals, mit seinem Vortrag „Steinzeit“ das Festival eröffnen. Die Oberösterreicherin Marlies Czerny, die alle 82 Viertausender bestiegen hat, erzählt von ihrer Begeisterung für die Berge. Und ein Mann, der das Festival seit Anbeginn jedes Jahr begleitet, darf auch nicht fehlen: Bergsteigerlegende Kurt Diemberger. Er hat zwei 8000er (1957 den Broad Peak und 1960 den Daulaghiri) erstbestiegen. Heuer erinnert Diemberger in seinem Vortrag „Im Zauber des Ungewissen – Mont Blanc und Korsika“ an seine Überschreitung des Peutereygrats mit seinem Seilpartner Franz Lindner. Das war 1958 – vor 60 Jahren. „Ich gehöre schon zum Inventar“, scherzt Diemberger. „Es ist schließlich mein Heimatfestival.“


Das Filmprogramm trägt heuer eine neue Handschrift. Michael Bilic, langjähriger Leiter des Filmkulturzentrums und Mitbegründer des Festivals, ist in Pension. Seine Nachfolge hat der Filmemacher und Bergsteiger Martin Hasenöhrl angetreten. „Ich will Filme zeigen, die Geschichten über die Menschen auf dem Berg und rund um die Berge erzählen“, sagt er. Schnell geschnittene sportliche Actionfilme könne man auch im Netz sehen. Ihm gehe es um einen Blick hinter die Kulissen. Neu ist die Reihe „Film & Gespräch“.


Verändert hat sich in den 25 Jahren viel: Zum klassischen Alpinismus sind Trendsportarten wie Freeriden oder Bouldern dazugekommen. Das Publikum, das früher nur Filme und Vorträge mit für Durchschnittsmenschen unerreichbaren Zielen wollte, lässt sich heute gern von einfachen Routen inspirieren. Und auch die Technik hat sich verändert. Während Diemberger noch mit einer schweren Kamera und speziellen Filmen gearbeitet hat, erledigen das heute Handy oder Helmkameras. Was aber nicht unbedingt mehr Qualität bedeuten muss, wie Wurm meint: „Die schönste Drohnenperspektive nützt nichts, wenn dabei nicht eine gute Geschichte erzählt wird.“

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