Muse für Museen

Dass Museen nicht nur wichtige Bildungs- und Kultureinrichtungen sind, sondern auch bedeutende Forschungsstätten, wird hierzulande oft übersehen.

Man lese und staune: Für die Weiterentwicklung des Berliner Museums für Naturkunde stellen Bund und Land Berlin 660 Mio. Euro für die nächsten zehn Jahre zur Verfügung (zusätzlich zu laufenden jährlichen Subventionen von rund 20 Mio. Euro). Das Museum – das derzeit nur teilweise geöffnet ist und dennoch zu den bedeutendsten zählt – solle zu einem modernen „Forschungs- und Kommunikationsforum“ werden, das sich den „Anforderungen des 21. Jahrhunderts“ stellt.

Ein Vergleich drängt sich da auf: Für die Einrichtung des eben eröffneten Hauses der Geschichte Österreich standen (nach mehrmaligen „Redimensionierungen“) gerade einmal 2,5 Mio. Euro zur Verfügung, für die laufenden Kosten lässt die Republik jährlich 1,5 Mio. springen. (Zum Vergleich: Das deutsche Haus der Geschichte in Bonn hat ein Jahresbudget von 23 Mio. Euro.) Oder noch eine andere Zahl: Das Naturhistorische Museum Wien hat ein Jahresbudget von 22,3 Mio. Euro, wovon 14,4 Mio. vom Bund kommen.

Mit einem Faktor zehn, der bei Vergleichen zwischen Deutschland und Österreich gebräuchlich ist, kann man in diesem Fall nicht argumentieren: Museum ist Museum. Es drängt sich auf jeden Fall der Schluss auf, dass Österreich seine Museen vergleichsweise stiefmütterlich behandelt.

Wie wichtig Museen für das Land sind, ließ kürzlich der Museumsbund Österreich in einer Studie erheben. Die 742 registrierten Museen weisen demnach zusammen jährlich 19,1 Millionen Besuche auf (die Hälfte davon in acht Großmuseen), sie beschäftigen 7700 Menschen (Vollzeitäquivalente) und erbringen eine Wertschöpfung von jährlich rund 500 Mio. Euro. Dazu kommen beachtliche Tourismuseffekte durch die Anziehungskraft der Museen – nämlich knapp 1,8 Mrd. Euro an Wertschöpfung. Und das alles mit jährlichen Subventionen in Höhe von 281 Millionen Euro – das macht rund 15 Euro pro Besuch (deutlich weniger als z. B. bei Bundestheatern). 61 Prozent der öffentlichen Mittel für Museen fließen als Steuern wieder an den Bund zurück, heißt es in der Studie. Nicht in Geld gemessen werden können die pädagogischen Leistungen der Museen, erst recht nicht die Bedeutung für die Kultur des Landes. Und dass Museen überdies bedeutende Forschungseinrichtungen sind, ist in Österreich kaum jemandem bewusst.

Der Blick nach Deutschland zeigt klar, dass bei der Wertschätzung für unsere Museen noch Luft nach oben ist. 

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2018)

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