Männer und Beamte verdienen am besten

(c) Die Presse
  • Drucken

Eine Analyse des Rechnungshofs zeigt große Unterschiede beim Lohnniveau. Frauen arbeiten öfter Teilzeit. Meist treten sie wegen Betreuungspflichten beruflich kürzer. Männer gehen eher der Fortbildung wegen in Teilzeit.

Wien.Alle zwei Jahre ist der Rechnungshof verpflichtet, dem Parlament und den Landtagen über die Einkommen der Bevölkerung zu berichten. Die am Freitag veröffentlichten Zahlen basieren vor allem auf Lohnsteuerdaten aus dem Jahr 2017. Und es lassen sich daraus einige Schlüsse ableiten.

1 Mehr Leute sind in Beschäftigung, aber weniger Frauen in Vollzeit.

Zwischen 2010 und 2017 nahm die Zahl der unselbstständig Beschäftigten zu. Während die Zahl der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Männer um fast sieben Prozent zunahm, sank die Zahl der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Frauen aber um drei Prozent ab.

Insgesamt waren im Jahr 2017 rund zwei Millionen Personen ganzjährig in Vollzeit und eine knappe Million teilzeitbeschäftigt.

2 Frauen treten wegen Betreuungspflichten beruflich kürzer.

Einen starken Anstieg gab es seit 2010 bei Teilzeitjobs bzw. bei Berufen, die nicht ganzjährig ausgeübt wurden (Frauen plus 22, Männer plus 25 Prozent). Insgesamt bleibt die Teilzeitarbeit eine Frauendomäne: 82 Prozent der ganzjährig Teilzeitbeschäftigten sind weiblich.

Frauen geben als häufigsten Grund (zu 40 Prozent) Betreuungspflichten für Kinder oder Pflegebedürftige als Motiv dafür an, Teilzeit zu arbeiten. Hingegen sind nur für vier Prozent der Männer Betreuungspflichten der Grund für ihre Teilzeitarbeit. Wenn Männer beruflich kürzertreten, dann meist für Weiterbildung (34 Prozent). Die wenigen Männer, die Teilzeit arbeiten, verdienen aber im Mittel etwas schlechter als Frauen.

3 Beamte verdienen besser und hatten den größten Lohnanstieg.

Vergleicht man das mittlere Bruttojahreseinkommen (Median) von 1998 und 2017, so ergibt sich bei Beamten ein Lohnanstieg von 81 Prozent. Arbeiter bekamen hingegen nur 24 Prozent mehr als zwei Jahrzehnte davor.

Überhaupt sind die Beamten die Bestverdiener unter den Arbeitnehmern. Sie verfügen über ein mittleres Bruttojahreseinkommen von 56.132 Euro (Vertragsbedienstete: 34.019, Angestellte: 31.466 Euro, Arbeiter: 20.006 Euro). Beamte sind überproportional oft Akademiker und arbeiten meist Vollzeit und langfristig. Das dürfte für die Unterschiede bei den Einkommen auch eine wichtige Rolle spielen.

4 Männer verdienen in allen Berufsgruppen besser als Frauen.

Insgesamt verdienten Frauen im Vorjahr nur 63 Prozent dessen, was Männer bekamen. Das hat aber auch damit zu tun, dass Frauen viel öfter Teilzeit arbeiten.

Aber selbst wenn man nur Vollzeitbeschäftigte vergleicht, erreichen die Frauen bloß 83 Prozent des mittleren Männereinkommens. In der Gruppe der Beamten ist es am ausgeglichensten, dort kommen Frauen auf 96 Prozent des Männerverdienstes.

5 In der Energiewirtschaft fließt viel Geld, die Gastronomie ist brotlos.

Das Einkommen richtet sich stark nach der Branche. Am besten kommt man weg, wenn man in der Energieversorgung (56.152 Euro brutto im Jahr) oder bei Finanz- oder Versicherungsdienstleistern tätig ist. Besonders gering dotiert sind hingegen Beschäftigungen im Bereich der Gastronomie (11.395 Euro) oder auch im Bereich Kunst und Unterhaltung.

6 Niederösterreicher verdienen regional betrachtet am besten.

Regional betrachtet verfügen die niederösterreichischen Arbeitnehmer über das höchste Einkommen (30.561 Euro Bruttojahreseinkommen, Median), gefolgt vom Burgenland. Die niedrigsten Einkommen weist so gerechnet die Bevölkerung in Wien (25.704) auf, auch in Tirol erhalten Unselbstständige besonders wenig Lohn.

7 Ausschließlich Selbstständige verdienen im Mittel 11.873 Euro netto.

Über Selbstständige lässt sich nur anhand der Einkommensteuerdaten aus dem Jahr 2015 entsprechendes Zahlenmaterial finden. So gab es 832.298 Personen, die aus selbstständiger Tätigkeit Geld lukrierten, ausschließlich selbstständig waren 346.970 Personen. Letztere kamen im Mittel auf Jahreseinkünfte von 11.673 Euro, diesfalls netto.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

MOSCOW RUSSIA � MAY 4 2018 A pavement marking for pedestrians with a safety message reading Hold
Innenpolitik

Weniger Frauen arbeiten Vollzeit

Im Vergleich zu 2010 ging die Zahl der Frauen in Vollzeitbeschäftigung zurück. Das zeigt der Einkommensbericht des Rechnungshofes. Auch die Einkommenskluft geht weit auseinander. Die Zahl der Beschäftigten insgesamt stieg um 13 Prozent.
Österreich

Frauen-Gleichstellung: Nicaragua auf Platz 5, Österreich auf Platz 53 - wie kann das sein?

Wer sich den "Global Gender Gap Report" genauer anschaut, wird sich wundern. Warum etwa liegt Nicaragua so weit vor Österreich? Ein Blick auf die Daten gibt Klarheit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.