Golden Globes: So lieb beginnt der Filmpreisreigen

Lady Gaga erfand sich in der Titelrolle von „A Star Is Born“ neu – und gewann entgegen vielen Erwartungen „nur“ einen Golden Globe für den Filmsong. Bussis gab es von ihren Co-Songwritern.
Lady Gaga erfand sich in der Titelrolle von „A Star Is Born“ neu – und gewann entgegen vielen Erwartungen „nur“ einen Golden Globe für den Filmsong. Bussis gab es von ihren Co-Songwritern.REUTERS
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Eine ausgesprochen freundliche Gala läutete die Award-Saison ein. Die unerwarteten Gewinner, darunter „Bohemian Rhapsody“, sollten gar nicht überraschen.

Ist in Hollywood Beruhigung eingekehrt? Die heurige Golden-Globe-Verleihung erweckt jedenfalls diesen Anschein: Nach lauter Trump-Kritik im Jahr 2017 (man erinnere sich an Meryl Streeps viel beachtete Rede) und einer Gala 2018 im Schatten der vielen Missbrauchsvorwürfe (man erinnere sich an die Einheitsfarbe Schwarz auf dem roten Teppich) fiel die Show in der Nacht auf Montag ausgesprochen unpolitisch und freundlich aus. Ganz so, als wollte sich die Filmbranche zu Beginn der Award-Saison in wohlig-warmer Atmosphäre auf die Schulter klopfen und nicht nur ihre jüngsten Leistungen feiern, sondern auch die ersten Anzeichen der Veränderung, die der Aktivismus der letzten Jahre gefordert hatte.

Diversität etwa. Dass vier der zehn Filme, die für die Kategorien Bestes Drama und Beste Komödie/Musical nominiert waren, von nicht weißen Regisseuren gedreht worden waren, war Moderatorin Sandra Oh nicht entgangen. Sie habe den Job auch deshalb übernommen, sagte sie in einem emotionalen Moment, um auf der Bühne Zeugin für diesen „moment of change“ sein zu können. (Und, wie ihr Ko-Moderator Andy Samberg ausführte, weil die beiden die einzigen in Hollywood seien, die noch nicht wegen beleidigender Tweets Probleme bekommen hätten – ein Seitenhieb auf die Oscars, die genau deswegen noch ohne Moderator dastehen.) Oh ist die erste Globe-Gastgeberin asiatischer Abstammung. Für ihre Serienrolle in „Killing Eve“ wurde sie heuer auch selbst zur Preisträgerin.

Dank an den Teufel

Auch sonst stand der Abend im Zeichen von Akzeptanz und Anerkennung. Statt mit den üblichen liebevoll-bissigen Bemerkungen überschütteten die Moderatoren die Anwesenden mit aggressiv geraunten Komplimenten („Jeff Bridges! Ich wünschte, du wärst mein Vater!“). Nüchtern bis erbaulich fielen auch die meisten Dankesreden aus, nur Christian Bale teilte aus – gegen den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney, den er in der Politsatire „Vice“ spielt. Er wurde dafür als bester Komödiendarsteller prämiert und dankte Satan „für die Inspiration“.

Es war der einzige Preis, den „Vice“, der mit sechs Nominierungen als Favorit gegolten hatte, holen konnte. Auch „A Star Is Born“ mit Lady Gaga in der Hauptrolle waren hohe Preischancen nachgesagt worden, letztlich gab es nur eine Trophäe für den besten Filmsong, „Shallow“. Ein Überraschungssieger war dafür das Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“, das als bestes Drama ausgezeichnet wurde, Freddy-Mercury-Darsteller Rami Malek wurde bester Schauspieler in der Drama-Kategorie. Glenn Close erhielt für ihre Drama-Rolle in der „Frau des Nobelpreisträgers“ ihren dritten Golden Globe. Beste Komödie wurde „Green Book“ mit Mahershala Ali (bester Nebendarsteller) als Jazz-Pianist auf Konzertreise durch die US-Südstaaten; die bittersüße Tragikomödie bekam auch den Drehbuchpreis. Als beste Komödienhauptdarstellerin wurde Olivia Colman ausgezeichnet („The Favourite“).

Türöffner für die Oscars, kein Orakel

Dürfen die prämierten Filme(macher) nun auch mit Oscarehren rechnen? Nicht unbedingt. Denn die mitunter unerwarteten Preisträger sollten eigentlich gar nicht überraschen – die Golden Globes gelten zu Recht als unberechenbar. Vergeben werden sie von der Hollywood Foreign Press Association, das sind 90 internationale Journalisten, die aus Hollywood berichten – und gegen die regelmäßig der Verdacht erhoben wird, dass sie sich bei der Wahl der Gewinner eher von Glamour und Star-PR leiten ließen als von der Qualität eines Films. Für die Oscars, die von rund 8000 Filmschaffenden verliehen werden, die in ihren jeweiligen Disziplinen (von Regie bis Kostümdesign) abstimmen, gibt es jedenfalls bessere Orakel – nämlich andere brancheninterne Preise wie den von der Regisseursgewerkschaft verliehenen Directors Guild Award, der als besonders treffsicher gilt. Woher rührt dann der Ruf der Golden Globes als Oscar-Vorboten? Pünktlich mit der Globe-Verleihung beginnt meist auch die Oscar-Nominierungsphase. Wer nun gewonnen hat, hat auch Aufmerksamkeit gewonnen – und hofft, auf den Stimmzetteln für den weitaus renommierteren Filmpreis nicht vergessen zu werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2019)

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