Wenn Gärten Geburtstag feiern

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Die Österreichischen Bundesgärten feiern heuer ihren 100er mit Ausstellungen, Festen und neuen Laufstrecken in Schönbrunn. Die Gärten und Sammlungen selbst sind 450 Jahre alt.

Wien. Das Timing mag unpassend wirken. Während anderorts der Schnee inklusive seiner unangenehmen Seiten dominiert, widmet man sich in Wien den schönen und historischen Gärten. Aber gut, es ist Jahresbeginn und somit für die Österreichischen Bundesgärten der Auftakt für das 100-Jahr-Jubiläum, das 2019 gefeiert wird.

Einen einzelnen großen Festakt gibt es nicht, vielmehr wird über das ganze Jahr mit Veranstaltungen, Ausstellungen und ein paar Neuerungen gefeiert. „Die historischen Sammlungen sind heuer sogar 450 Jahre alt. Die Österreichischen Bundesgärten sind somit die grüne Schatzkammer der Republik, die auch zum Unesco-Weltkulturerbe gehören“, sagte Elisabeth Köstinger, ressortmäßig zuständige Ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, gestern, Dienstag, bei einer Pressekonferenz. Sieben Parks in Wien und Innsbruck gehören zu den Bundesgärten. In Wien sind es neben dem Schlosspark Schönbrunn der Augarten, der Belvederegarten, der Burg- und der Volksgarten. In Innsbruck zählen der Hofgarten und der Schlosspark Ambras dazu.

Im Jahr 1569 wurde mit dem Ankauf der Katterburg von Kaiser Maximilian II. der Grundstein für den Schlosspark Schönbrunn und auch seine Pflanzensammlung gelegt, weshalb die Sammlungen und Gärten mittlerweile 450 Jahre alt sind. 1919 gingen die kaiserlichen Sammlungen an die Republik, die Österreichischen Bundesgärten waren geboren. Während die Gärten und Sammlungen einst Teil der kaiserlichen Kunst- und Wunderkammer waren, dienen sie heute der Forschung, dem Artenschutz, aber auch der Naherholung.

Laufstrecken und Parkwächter

Zum Jubiläum gibt es das ganze heurige Jahr über Veranstaltungen und insgesamt zwölf Ausstellungen. Den Auftakt macht die Ausstellung „Die weite Welt in Wien“ ab 1. Februar im Palmenhaus im Schlosspark Schönbrunn, gefolgt von der Ausstellung der Orchideensammlung in der Orangerie im Stift Klosterneuburg („Schönheiten für Kaiser und Kirche“, 9. bis 24. März).

Am 1. Mai wird ein großes Kinder- und Familienfest in Schönbrunn gefeiert. Am 1. Juni wiederum wird zur historischen Ausfahrt der Orangeriebäume in der Orangerie Schönbrunn geladen.

Aber man wolle auch mit der Zeit gehen, was nicht nur an einem neuen Außenauftritt (eigenes Logo, eigene Website unter www.bundesgaerten.at und neue Beschilderungen) deutlich wird, sondern auch an neuen Laufstrecken in Schönbrunn. So werden heuer drei neue Laufstrecken im Schlosspark erarbeitet und beschildert, wie Bundesgärten-Direktor Gottfried Kellner erklärt. Ihm sei es wichtig, dass die Gärten der Öffentlichkeit zugänglich sind, auch wenn er an die Vernunft der Besucher appelliert, sich angemessen zu verhalten. Historische Bäume mit Spraydosen zu besprühen oder gar Rave-Partys zu feiern (alles schon passiert) gehöre definitiv nicht dazu, wie er anmerkt.

Der Appell an die Vernunft reicht allerdings nicht immer, weshalb seit Jahresbeginn im Augarten wieder ein Parkwächter tätig ist. „Das war wegen der Schäden, die Radfahrer und Hundebesitzer anrichten, notwendig. Die Besucher im Augarten sind leider besonders uneinsichtig“, so Kellner. Für den Parkwächter musste Personal umgeschichtet werden, sprich es fehlt nun ein bisschen bei der Pflege.

Zu Großveranstaltungen wie dem Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn meint der Bundesgärten-Direktor: „Ein großes Konzert in Schönbrunn verträgt der Garten, das ist eine große Herausforderung für uns, die aber eine hohe Umwegrentabilität hat.“ Indische Hochzeiten im Belvederegarten wiederum tragen zwar auch zu den Einnahmen bei. Er wolle aber sicher kein Disneyland für Hochzeiten aus den Bundesgärten machen.

Pflanzenableger von 1736

Insgesamt zählen die Bundesgärten rund 20 Millionen Besucher jährlich. Die Fläche ist mit 276 Hektar in etwa so groß wie der neunte Wiener Bezirk. Und noch ein paar Zahlen hat Kellner parat: Rund 300.000 Jungpflanzen werden in 80 Glashäusern kultiviert. Rund 200 Mitarbeiter kümmern sich außerdem um 2500 Orchideenarten, 100 verschiedene Zitrusfrüchte und 6800 Bäume allein in Schönbrunn. 14.000 Arten und Sorten gibt es, darunter einige historische Schätze. So werden nach wie vor Ableger von der Maria-Theresien-Brautmyrte aus dem Jahr 1736 gezogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2019)

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