Wieso Straubinger nicht frühstückt

P. A. Straubinger
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Filmjournalist P. A. Straubinger beschäftigte sich einst mit Lichtnahrung. Jetzt hat er über die Vorzüge des Intervallfastens ein Buch geschrieben.

Wien. Für P. A. Straubinger ist es vielleicht eine Art kleiner Genugtuung. Vor ein paar Jahren ist ihm sein Film „Am Anfang war das Licht“ ziemlich um die Ohren geflogen. Die Kinodoku über das Phänomen angeblicher Lichtnahrung wurde zum international erfolgreichsten österreichischen Kinofilm 2010, brachte ihm aber auch den Satirepreis Das Goldene Brett ein.

Im Zug der Recherchen stieß Straubinger, eigentlich Filmkritiker für den Radiosender Ö3, damals auf das Intervallfasten. Fasten bringt bestenfalls nichts oder ist womöglich schädlich, das sei damals in den 2000ern die gängige Lehrmeinung gewesen. Gerhard Hacker, ein Medizinbiologe, der sich mit den „Grenzfragen des Lebens“ beschäftigt, habe ihm schon damals von Autophagie berichtet.

Den Prozess, bei dem während des Fastens Zellen Teile ihres Innenlebens quasi selbst fressen, hat man in den 1960ern an Rattenzellen das erste Mal beobachtet. Erst Yoshinori Ōsumi untersuchte es näher und erkannte dahinter „ein Recyclingsystem, die zellinterne Müllentsorgung“. 2016 erhielt er dafür den Nobelpreis. Seither, so Straubinger, sei es „verblüffend schnell“ zu einem Paradigmenwechsel gekommen.

Einteilung als Typfrage

Er selbst hat schon in den 1990ern mit Heilfasten experimentiert. Aber das sei eine mühsame Geschichte gewesen, „da hab ich Urlaub nehmen müssen“. Seit 2008 setzt er auf Intervallfasten – in einem Rhythmus von 16:8. 16 Stunden wird gefastet, in den folgenden acht Stunden gegessen. Dafür lässt er einfach das Frühstück weg. Die Einteilung sei eine Typfrage. „Morgenmenschen brauchen das Frühstück, das sind die klassischen Dinner Canceler. Und die Abendmenschen lassen halt das Frühstück weg.“ Ganze Tage nichts zu essen, liege ihm nicht. Die Belohnung des Essens sei ihm im Berufsalltag wichtig. „Es ist eigentlich ein Genuss. Ich fühle mich in den Fastenphasen energiegeladener als nach dem Essen.“ In dem soeben erschienen Buch „Der Jungbrunnen-Effekt“, das er mit Ernährungsexpertin Margit Fensl und Mentalcoach Nathalie Karré geschrieben hat (Kneipp Verlag), spielt der Belohnungsaspekt eine wichtige Rolle. Statt Frustessen solle man sich auf das „Nähren der Psyche“ mit Mediation und Achtsamkeit konzentrieren. Offenbar trifft das Thema einen Nerv. Die Buchpräsentation vergangene Woche in Wien-Mitte war brechend voll, das Buch findet sich unter den Sachbuchbestsellern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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