24 Stunden im Alltag der anderen

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Wann läutet der Wecker, wie viele putzen sich nicht die Zähne, und wer kümmert sich den ganzen Tag um die Kinder? Eine Studie hat erhoben, was an einem Tag passiert – und wie der Tag eines Durchschnittsösterreichers ausschaut.

Wien. Was passiert in 24 Stunden in Österreich? Wie sieht der Alltag der anderen aus? Wann stehen sie auf (früh!, aber in Wien tatsächlich später), wie viele fahren grantig zur Arbeit, wer betreut die Kinder, und wie viele haben vor dem Schlafengehen Sex? Eine Umfrage der Agentur Marketagent hat das erhoben, mehr als 3000 Menschen wurden dazu (über alle Wochentage verteilt) zu ihrem jeweiligen Vortag befragt. Das hat teilweise überraschende Ergebnisse gebracht: Entgegen dem Klischee erlebt eine Mehrheit ihre Tage positiv, gefüllt mir freudigen Erlebnissen, arbeitet gern und geht zufrieden zu Bett.

Wiener stehen später auf

Der Wecker klingelt im Schnitt um 6.30 Uhr – nur die Wiener gönnen sich 15 Minuten mehr und stehen um 6.45 Uhr auf. Unter der Woche zumindest, an Wochenenden schlafen die Befragten bis acht Uhr aus. Die Laune nach dem Aufwachen am Vortag bewertet gut jeder Zweite mit gut oder sehr gut, jeder Zehnte hatte schlechte Laune, der Rest beschreibt die Stimmung als „neutral“. Vielleicht hängt das mit dem Morgenritual zusammen: Vier von zehn beginnen den Tag mit einem Guten-Morgen-Bussi. Im Bad verbringen Frauen und Männer dann mit 15 bzw. zwölf Minuten im Median fast gleich viel Zeit. Die häufigste Tätigkeit dort – der gehen immerhin 92 Prozent der Befragten nach: Zähneputzen.

83 Prozent gehen nicht aus dem Haus, ohne Medien konsumiert zu haben. Was früher die Tageszeitung war, heißt heute Internet und findet hinsichtlich der Nutzung bei den unter 20-Jährigen seinen Höhepunkt (63 Prozent).

Arbeit freut die Mehrheit

Um 7.35 Uhr wird an Arbeitstagen statistisch das erste Mal das Haus verlassen, 63 Prozent der Befragten fahren mit dem Auto in die Arbeit, der Weg dorthin dauert im Schnitt 26 Minuten, im Osten Österreichs mit rund 30 Minuten dabei tendenziell länger als im Westen.

80 Prozent der Befragten haben sich am Vortag mittelmäßig bis sehr auf die Arbeit gefreut, jeder Fünfte hatte darauf wenig bis keine Lust. Produktiv genutzt werden von Erwerbstätigen immerhin 80 Prozent der Arbeitszeit (Median), das Stresslevel war bei je einem Drittel hoch, einem mittelmäßig, einem niedrig. Bei 14 Prozent ist die Belastung so hoch, dass sie am Vortag an Kündigung dachten. Im Mittelwert sind die Befragten 7,8 Stunden einer Erwerbsarbeit nachgegangen: Männer 8,3 Stunden, Frauen 7,1 Stunden. Beinahe die Hälfte der Frauen und jeder zehnte Mann (befragt wurden hier nur jene mit Kindern) hatten die Hauptverantwortung in Sachen Kinderbetreuung. Zusätzlich müssen zwei Stunden Hausarbeit untergebracht werden – bei Frauen. Männer gaben eine Stunde Hausarbeit an. Beim Essen zeigen sich die Österreicher als Fleischtiger: Drei Viertel haben Fleisch gegessen, fast ebenso viele Süßes genascht.

17 Prozent fanden Zeit für Sport, nur jeder Zweite gab an, sich am Vortag genug bewegt zu haben. Vielleicht ein Konnex zum körperlichen Befinden: Mit 62 Prozent hatte eine Mehrheit am Vortag Beschwerden (am häufigsten Erschöpfung, Rückenschmerzen, Verspannungen), 40 Prozent haben Medikamente bzw. frei erhältliche Präparate konsumiert.

Erschöpft, aber zufrieden

Die Abende verbringt eine Mehrheit daheim: Im Schnitt gaben 17 Prozent an, am Vortag ausgegangen zu sein, an Freitagen und Samstagen sind mehr (29 bzw. 20 Prozent) Menschen unterwegs. Die Laune vor dem Zu-Bett-Gehen beschreiben sechs von zehn Befragten als gut bis sehr gut, ein Drittel als neutral, der Rest war schlecht gelaunt. Topaktivitäten vor dem Schlafengehen: Fernsehen (18 Prozent), Zähneputzen (17 Prozent – der Rest hatte das hoffentlich zuvor erledigt, hier wurde nach der letzten Erledigung gefragt), Körperpflege, Lesen. Mehr als Doppelt so viele Befragte widmen sich als letzte Aktivität des Tages übrigens ihrem Smartphone (11,3 Prozent) als ihrem Partner (4,5 Prozent hatten Zärtlichkeiten ausgetauscht, 3,8 Prozent hatten Sex). Wenn um statistisch 23 Uhr das Licht ausgeht, sind 70 Prozent der Befragten mit dem Tag eher bis sehr zufrieden, je eine deutliche Mehrheit konnte sich an dem Tag über etwas freuen, hatte eine gute Unterhaltung, hat geblödelt, jemandem geholfen oder herzhaft gelacht. Nur sieben Prozent qualifizierten den Tag als wenig oder nicht zufriedenstellend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2019)

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