Die polnische Regierungspartei PiS spielt die Abhörbänder eines österreichischen Geschäftsmanns herunter, die krumme Immobiliendeals offenlegen. Nun reichte die Opposition Strafanzeige gegen den Parteichef ein.
Warschau. Polens liberale Opposition hat nach der Veröffentlichung geheimer Abhörbänder des Wiener Geschäftsmanns Gerald Birgfellner Blut geleckt und zum Frontalangriff auf Jaroslaw Kaczyński geblasen. Am Mittwoch reichte die liberale Bürgerplattform (PO) Strafanzeige gegen Kaczyński wegen Schutzgelderpressung und Missbrauchs seines Amtes als Parlamentsabgeordneter ein. Sie fordert auch die lückenlose Offenlegung des gesamten Privatbesitzes Kaczyńskis. Dieser galt bisher offiziell als bettelarm, doch die von Birgfellner der oppositionellen linksliberalen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ zugespielten Audioaufzeichnungen lassen ernsthafte Zweifel an dieser Version aufkommen.
PiS-Parteichef Kaczyński tritt in diesen Tonbändern nämlich als mächtiger und gut informierter Geschäftsmann und Quasi-Immobilienprofi auf. Mit den zwei in der Warschauer Innenstadt geplanten Bürotürmen wollte er offenbar jährlich umgerechnet 18 Mio. Euro Mieteinnahmen erwirtschaften. Diese sollten der Lech-Kaczyński-Stiftung zukommen, deren Präsident der Regierungsparteichef selbst ist. Bei Lech Kaczyński wiederum handelt es sich um seinen 2010 bei einem Flugzeugabsturz getöteten Zwillingsbruder.