Smart Cities

Urbane Ideen für die Zukunft

Die Seestadt Aspern (im Bild das Baufeld Mitte) ist eines der größten Stadtenticklungsgebiete Europas.
Die Seestadt Aspern (im Bild das Baufeld Mitte) ist eines der größten Stadtenticklungsgebiete Europas.Nussmüller Architekten Martin Mathy
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Energie, Mobilität, Stadtplanung, Verwaltung und Kommunikation mittels moderner Technologien zu vernetzen, soll die Lebensqualität der Bewohner steigern und Stadtteile neu beleben. Beispiele und Trends.

Rund 80 europäische – und zahlreiche internationale – Städte befassen sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema Smart City. In Prag etwa wird derzeit an 65, zum Teil sehr einfallsreichen Projekten in den Bereichen Energieeffizienz, Mobilität, intelligente Gebäude oder Abfallbewirtschaftung gearbeitet: Ein System soll in Echtzeit freie Parkplätze anzeigen, ein anderes volle Abfallkörbe melden, ein weiteres Projekt die Bremsenergie der Straßenbahnen zur Energiegewinnung nutzen.

Bevölkerung einbeziehen

In Barcelona, der „Hauptstadt“ auf diesem Gebiet, in der auch jährlich der Smart City Expo World Congress stattfindet, ist man mit der Verwirklichung der Ziele schon recht weit: Die Stadt verfügt über eine ausgebaute Informations- und Kommunikationstechnik, die alle intelligenten Lösungen verbindet, von effizienten Energiesystemen und intelligenten Transitlösungen (Parken, öffentlicher Verkehr) bis hin zu Sicherheitsmodellen oder Lösungen zur Wassernutzung. „Eine Strategie für digitale Souveränität zu realisieren und die Einbeziehung der Bevölkerung in die Entwicklung zu forcieren, um den Bürgern zu zeigen, wie Technologie ihre Lebensqualität verbessern kann“, ist für Francesca Bria, Chief Technology Officer, das erklärte Ziel. Und wie schaut es in Österreich aus? Welche Ziele und Entwicklungen werden hierzulande angestrebt?

Forschen und umsetzten

Mit rund 240 Hektar ist die Wiener Seestadt Aspern derzeit eines der größten und ambitioniertesten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Bis 2028 sollen hier 20.000 Menschen leben, zurzeit sind es rund 7000. „Wir sind ein Urban Lab für eine Smart City“, meint Ingrid Spörk, Kommunikationsverantwortliche für die Belange der Seestadt. „Ein großes Stadtforschungslabor, in dem gangbare und sinnvolle Lösungen gesucht und umgesetzt werden.“ Gerade im Baubereich – die Seestadt ist eine der größten Baustellen in Europa – will man neue, ressourcenschonende Wege gehen. Nicht nur, was die Bauten selbst betrifft, die sich durch nachhaltige Bauweise auszeichnen. Man setzt auch auf die Wiederverwertung anfallender Materialien – vom Seeaushub bis zum Beton der alten Rollbahn. Die Baumaterialien werden größtenteils vor Ort verarbeitet, 220.000 Lkw-Fahrten und damit fast 5000 Tonnen CO2-Emissionen konnten vermieden werden. Ein weiterer großer Schwerpunkt ist die (Elektro)-Mobilität: So gibt es eine sogenannte Seestadtflotte mit Leihrädern und Carsharing-Angeboten sowie schon verfügbare Ladestationen für E-Autos an der Ecke Maria-Tusch-Straße, der Sonnenallee sowie in den Garagen der Wipark, Goldbeck Parking und des Technologiezentrums.

Soziale Vernetzung

In Graz wird eifrig an zwei Stadtteil-Entwicklungsprojekten gearbeitet, deren Fertigstellung in fünf bis zehn Jahren erfolgen soll: Auf einem Areal nahe dem Hauptbahnhof und in Reininghaus, einer ehemaligen Industriebrache im Westen der Stadt. „Bei beiden Projekten geht es uns, neben den selbstverständlichen Anforderungen wie Energieeffizienz, Mobilität und nachhaltige Bauweise, auch um den sozialen Aspekt“, betont Christian Köberl, Pressesprecher von Bürgermeister Siegfried Nagl. „In beiden neuen Stadtteilen streben wir eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe, Geschäften, Firmen und Bildungsstätten an.“

In und um Reininghaus haben sich daher unter anderem das Start-up-Center Graz West, das Space One Technologiezentrum, OMV und ÖAMTC, und die WIKI Kinderbetreuung angesiedelt, am Schulcampus Smart City Graz wird ebenso gebaut wie an den Wohnungen. Darüber hinaus werden neue Straßenbahnlinien – die Linie 4 von Liebenau bis zu den Reininghausgründen, die Linie 6 von St. Peter bis zur Smart City beim Hauptbahnhof – verlegt, Radwege angelegt und das Carsharing forciert. So sollen für die Bewohner jeden Gebäudes zwei bis drei Elektroautos zur Verfügung stehen, und jedem neuen Bewohner wird zum Einzug eine Zwei-Jahres-Karte für die Grazer Öffentlichen Verkehrsmittel geschenkt. „Unsere Vision ist, dass der bisher eher benachteiligte Westen der Stadt ein lebenswertes Zentrum bekommt“, umreißt Köberl die Intentionen der Stadt.

Animierte Ansicht Smart City Graz (Passwort: scity2017): www.uwalkin.com/sc-lb

Fakt 1

Fakt 2

Fakt 3

Was Sie wissen sollten zu Smart Cities

Technologie und Forschung. Längst bekannte technische Errungenschaften als sinnvoll zu erkennen und umzusetzen (U-Bahn-Ausbau) ist die eine – neue Möglichkeiten und Verbesserungen durch Forschung zu entwickeln (Elektromobilität, Hausbegrünung) die andere Seite nicht nur urbaner Entwicklung. Die Vernetzung von beidem ermöglicht zusätzlich ganz neue Optionen.

Lebensqualität. Moderne Technik in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen statt sie nur einzelnen Zahlungskräftigen zugute kommen zu lassen, ist ein wichtiger Teil zukünftiger Smart Cities. Das soziale Miteinander wird damit über die bewährten Möglichkeiten hinaus – etwa Nachbarschaftscafes und -plattformen, Kulturzentren und anderem –, grundlegend gestärkt.

Kritikpunkte.Sicherheitsforscher sehen in den riesigen Datenmengen und der Vernetzung auch ein Problem. Die Infrastruktur weist ihrer Meinung nach zahlreiche Schwachstellen auf, die Hackern relativ einfach Zugang zu Steuerungselementen verschaffen – und damit die Möglichkeit eröffnen, ganze Städte lahmzulegen. Vermehrte Sicherheit ist daher eine große Aufgabe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2019)

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