Opel schafft die Wende - aber auch die E-Offensive?

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Die französische Opel-Mutter PSA hinkt mit ihren Elektroauto-Plänen den Rivalen Renault oder Volkswagen hinterher.

Nach dem ersten Gewinn seit 20 Jahren soll Opel unter Regie des neuen Mutterkonzerns PSA auf Dauer profitabel werden. Opel habe hervorragend gearbeitet, müsse aber so leistungsfähig werden wie die PSA-Marken Peugeot und Citroen, sagte Konzernchef Carlos Tavares am Dienstag. Dabei bringt das neue Jahr einige Herausforderungen: Ein ungeordneter Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union könnte die britische Schwestermarke Vauxhall treffen. Zugleich steuert die Autoindustrie gerade mit aller Kraft in Richtung Elektromobilität um. PSA habe Opel im Gegensatz zum Vorbesitzer General Motors flott bekommen, betonte denn auch Analyst Frank Schwope von der NordLB. Doch dem kleineren der beiden französischen Autokonzerne fehle es an Investitionskraft. Deshalb hinke PSA mit seinen Elektroauto-Plänen den Rivalen Renault oder Volkswagen hinterher. "Die kommenden Jahre werden härter für Peugeot", mahnte er.

2018 hatten Opel und Vauxhall einen operativen Gewinn von 859 Millionen Euro geschafft. Das entsprach bei einem Umsatz von 18,3 Milliarden Euro und rund einer Million verkauften Fahrzeugen einer Rendite von 4,7 Prozent. Dem Sanierer Tavares reicht das nicht. Denn die französischen Schwestermarken kommen auf eine Rendite von 8,4 Prozent. Da der europäische Automarkt stagniert, will Tavares Opel auf den sich erholenden Markt in Russland zurückführen, den die Marke mit dem Blitz vor zwei Jahren verlassen hatte.

"Ein europäisches Unternehmen"

Die Franzosen hatten Opel im August 2017 von den Amerikanern übernommen. Seither stand vor allem Sparen im Vordergrund: In Deutschland wurden bisher rund 2500 der 19.000 Stellen abgebaut. Aber trotz einer effizienteren Produktion mit mehr Teilen von PSA arbeitet Opel noch immer teurer als Peugeot und Citroen. Für Streit in Rüsselsheim sorgt weiter die Zukunft des Entwicklungszentrums. Der Konzern will einen Teil mit 2000 der knapp 7000 Ingenieure an den französischen Dienstleister Segula verkaufen. Mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall gibt es darüber noch keine Einigung. Die Verkleinerung sei notwendig, weil Arbeit für den früheren Mutterkonzern GM bald wegfalle, erklärte Tavares. Der Gewerkschaft warf er vor, mit ihrer Weigerung die Stellen zu gefährden. Ein Sprecher der IG Metall erklärte dagegen, die Arbeitnehmervertretung sei nicht gegen die Auslagerung. Segula müsse aber den Opel-Tarifvertrag mit der Beschäftigungssicherung bis 2023 übernehmen.

Die Gewerkschaft fordert angesichts der besseren Lage bei Opel außerdem Investitionen und neue Modelle für die deutschen Standorte. "Nach wie vor wissen die Betriebsräte und die Beschäftigten nicht, wie die mittelfristige Planung für die Werke aussieht", kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger. Tavares erklärte dazu, Opel-Modelle könnten in PSA-Werken gebaut werden - so wie umgekehrt Peugeot- oder Citroen-Pkw in Deutschland: "Wir sind ein europäisches Unternehmen, wir gehen von der nationalistischen Herangehensweise ab."

Im Gesamtkonzern stieg der Nettogewinn 2018 um 40 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte angetrieben von einer hohen Nachfrage nach SUV-Modellen und dank des Beitrags von Opel um 19 Prozent auf gut 74 Milliarden Euro.

Für die kommenden Jahre bleibt PSA vorsichtig, weil nach Worten von Tavares "Chaos, Hürden und Gegenwind" drohen. Das Renditeziel von 4,5 Prozent durchschnittlich für 2019 bis 2021 nach 7,6 Prozent 2018 sei eine wetterfeste Größe. Sie schließe zum Beispiel auch einen No-Deal-Brexit mit ein. Für Vauxhall ist Großbritannien mit seinem Werk in Ellesmere Port der Heimatmarkt. In Europa erwartet PSA in diesem Jahr einen stagnierenden Automarkt. Die Franzosen wollen ihre mit 80 Prozent Absatzanteil hohe Abhängigkeit von Europa langfristig verringern und kündigten deshalb an, mit Peugeot nach fast drei Jahrzehnten wieder nach Nordamerika zu gehen und mit Citroen erstmals nach Indien.

Analyst Schwope erklärte, PSA brauche mehr Geld, womöglich durch eine höhere Beteiligung seines chinesischen Aktionärs. Das könnte helfen, Opel als Elektroautomarke in China zu etablieren. Auch eine Kooperation mit Fiat Chrysler könnte ein Weg sein, um mehr Größenvorteile zu erreichen. Die Konkurrenz schläft nicht: Allein Volkswagen investiert binnen fünf Jahren 44 Milliarden Euro in die E-Mobilität.

(Reuters)

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