Trumps ehemaliger "Ausputzer" rechnet ab

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Am Mittwoch will Ex-Anwalt Michael Cohen den US-Präsidenten vor laufender Kamera als "Betrüger" entlarven: Es geht um Immobilienprojekte für Russland, Schweigegeld und Wehrdienstverweigerung.

Wenn sich US-Präsident Donald Trump Mittwoch und Donnerstag in Vietnam mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un trifft, werden seine Gedanken wohl auch in die USA abschweifen: Denn sein langjähriger Anwalt Michael Cohen packt aus. Nachdem er am Dienstag acht Stunden lang vom Geheimdienstausschuss des Senats befragt worden ist, wird er am Mittwoch vor dem Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses aussagen - noch dazu live im Fernsehen.

Trumps langjähriger "Ausputzer" äußerte sich zufrieden über den ersten Teil der Befragung. Er habe die Gelegenheit bekommen, Dinge geradezurücken und "die Wahrheit zu sagen". Einblick in die Geschäfte Trumps hat der 52-Jährige alle Mal: Er hat mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet und ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Das Weiße Haus bemüht sich daher seit Monaten, Cohen als Lügner zu diskreditieren.

Dass die Anhörung brisant werden könnte, beweist auch Cohens vorbereitete Eingangserklärung, die vom US-Portal Politico.com in der Nacht auf Mittwoch veröffentlicht wurde. Er wolle den US-Präsidenten als "Rassisten", "Betrüger" und "Hochstapler" bezeichnen und dafür auch Belege liefern, heißt es darin.

Cohen: Trump machte übertriebene Angaben zu Vermögen

Er habe zwar keine direkten Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten, sagt Cohen. Er habe aber den Verdacht, dass Trump von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. Zudem habe Trump im Wahlkampf Verhandlungen über ein Immobilienprojekt in Moskau geführt, obwohl er öffentlich beteuert habe, keine Wirtschaftsinteressen in Russland zu haben. FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht derzeit, ob es solche Geheimabsprachen gegeben hat. Cohen kooperiert mit Mueller.

Auch wirft Cohen Trump vor, übertriebene Angaben zu seinem Vermögen gemacht zu haben, wenn es seinen Zielen zugutegekommen sei - zum Beispiel bei der Platzierung auf der "Forbes"-Reichenliste - und später sein Vermögen wieder kleingerechnet zu haben, um Steuern zu sparen. Der Jurist will zudem aussagen, dass Trump im Wahlkampf vorab informiert war, dass die Enthüllungsplattform Wikileaks Emails seiner Rivalin Hillary Clinton veröffentlichen werde.

Trump: "Ich wäre doch nicht nach Vietnam gegangen"

Außerdem nennt Cohen es in dem Statement "ironisch", dass Trump während seiner Aussage vor dem Kongress ausgerechnet in Vietnam sei. Der Präsident könnte sich während des Vietnam-Krieges vor dem Militärdienst gedrückt haben, meint Cohen. Trump soll wegen eines Fersensporns ausgemustert worden sein, also wegen eines schmerzhaften Auswuchses am Fußknochen. Belege habe Trump ihm nie vorgelegt, behauptet Cohen, stattdessen soll er gesagt haben: "Denkst Du, ich bin blöd, ich wäre doch nicht nach Vietnam gegangen."

Und auch, dass er im Auftrag von Trump 130.000 Dollar Schweigegeld an die als Stormy Daniels bekannte Porno-Schauspielerin gezahlt habe, um eine Affäre mit ihr zu vertuschen, will Cohen laut Redetext bekräftigen. Es ist eine der Gründe, warum Cohen im Dezember von einem New Yorker Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die Richter sahen in diesen Zahlungen gesetzwidrige Wahlkampffinanzierung. Auch wegen Meineids in früheren Aussagen gegenüber dem Kongress sowie Steuer- und Finanzdelikten wurde Cohen verurteilt.

(APA/AFP/Reuters/red.)

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