Kombination: Ein alter Hase mag keine Kröten

Bernhard Grubers Urschrei: Der Gasteiner Familienvater, 36, gewann WM-Silber.
Bernhard Grubers Urschrei: Der Gasteiner Familienvater, 36, gewann WM-Silber. (c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Bernhard Gruber, 36, lief nach Sprint-Bronze zu Einzel-Silber. Der Veteran ist seit 2010 bei Großereignissen ein Medaillengarant. „Sie in Seefeld zu gewinnen ist besonders schön!“

Schon am ersten Tag nach der „Operation Aderlass“ nahm bei der Nordischen WM in Seefeld wieder alles seinen unbekümmerten Lauf. 14.800 Zuschauer sorgten sogar für neuen Rekord – und sie hatten in der nordischen Kombination auch tüchtig etwas zu feiern. Denn der Veteran Bernhard Gruber, 36, der eigentlich die WM schon abgehakt hatte, weil seine Saisonleistungen „erbärmlich“ waren, feierte seinen großen Auftritt. Der Weltmeister von 2015 lief im Normalschanzen-Einzel sensationell zu Silber.

Damit setzte der Salzburger eine beachtliche Serie fort, er bleibt der Spezialist für Großereignisse. Seit den Winterspielen in Vancouver 2010 gewinnt Gruber mindestens eine Medaille. Vielleicht ist das auch eine Folge seiner Marotte: Er ging bislang auch in Seefeld bei Treffen auf Distanz. Selbst der Handschlag ist ihm eine Pein, nicht aus Unhöflichkeit, „sondern aus Angst vor Krankheiten. Erst nach der WM schüttel ich jedem wieder die Hand!“

Genie und Wahnsinn

Während Jarl Magnus Riiber zu Norwegens erstem Kombinierer-Gold seit 2001 lief, setzte sich Gruber im Zielsprint gegen den Japaner Watabe ungefährdet durch. Ob er da nachgedacht habe darüber, welch „Kröten“ er im Lauf dieser Saison in den Schnee gesetzt hatte? So nennen Kombinierer in ihrem Fachjargon wirklich lausige Sprünge. Das WM-Ticket ergatterte er erst im finalen Weltcup vor Seefeld, und die Chance erhielt er, weil er das absolute Vertrauen von Cheftrainer Christoph Eugen („Bernie ist Genie und Wahnsinn, für mich ein super Typ!“) genießt.

Er glaubte an den „Oldie“, der mit Silber Mario Stecher (2013, Silber) als ältesten Medaillengewinner (im gleichen Bewerb) ablöste. „Danke. So schön, ich habe dafür so hart gekämpft. Unglaublich“, rang Gruber nach Worten.

Österreich gewann auch im dritten WM-Bewerb in Seefeld Edelmetall, zuvor hatte Franz-Josef Rehrl allein (Bronze) und mit Gruber (Team-Sprint, Bronze) vom Podest gelacht. Das verheißt für den Teambewerb am Samstag eine weitere Medaillenfeier.

Dabei hatte es Gruber in diesem Lauf über zehn Kilometer anfangs wirklich nicht leicht. Er musste prompt Boden gutmachen, 22 Sekunden Rückstand nach seinem verhaltenen Sprung (102 Meter) wettmachen. Das „Kämpferherz“ schlug, er schloss schnell zu Riiber auf und blieb dem Norweger bis ins Ziel auf den Fersen. Das elfte und zwölfte Edelmetall bei Großevents glänze für ihn „besonders“, sagte der begeisterte Gitarrist. „Weil ich es daheim gewonnen habe“, ergänzte der Vater zweier Söhne. „Irre“.

Peking 2022, warum nicht

Das unbedingte Verlangen war Antrieb zur achten WM-Medaille. Darauf könne sich der Gasteiner immer verlassen. Wie lange er noch weitermachen wolle, ob denn der „alte Hase“ nicht doch auch mit dem Abschied kokettiert hätte, darüber verlor Gruber im Augenblick des Triumphs kein Wort. Gold bei der WM 2015 in Falun habe ihn geprägt. Man müsse seine Feste feiern, und da sei kein Platz für darüber hinausreichende Fragen. Aber warum nicht, warf er doch ein. Peking 2022, das hielte er keineswegs für absurd. Dass er dann 39 Jahre alt sei, falle nicht weiter ins Gewicht. Solange er schnell laufen könne, spiele sein Alter für ihn keine Rolle. Nur von Kröten hat der „Sportfanatiker“ doch die Nase voll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2019)

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