VW vor Startschuss für Börsengang der Lkw-Tochter

Die VW-Tochter Traton mit den beiden Lkw- und Bus-Herstellern MAN und Scania könnte noch vor Ostern in Frankfurt und Stockholm an die Börse gebracht werden.

Die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter Traton könnte in diesem Jahr zum Eisbrecher für weitere Börsengänge werden. Die Entscheidung über den offiziellen Startschuss für die milliardenschwere Emission stehe kurz bevor, sagte Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Genfer Autosalons. "Wir werden uns die Ergebnisse der Bewertung durch die Analysten ansehen und in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen." Damit könnte der Börsengang noch vor Ostern stattfinden - und anderen Börsenkandidaten Mut machen, die in den Startlöchern stehen. Der Gang aufs Parkett sei für Traton "eine sehr erstrebenswerte Option", sagte Witter am Montagabend. Die wackligen Börsen und der Brexit könnten Traton aber noch in die Quere kommen.

Experten waren zu Jahresbeginn skeptisch, dass es im ersten Halbjahr überhaupt zu Börsengängen in Deutschland kommen werde. "Die Rahmenbedingungen sind anspruchsvoll", sagte Witter. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China sorge an den Märkten für Unsicherheit. Starke Kursschwankungen erschweren eine Neuemission, weil die Preisfindung damit schwieriger wird. Volkswagen wolle die Holding um die Lkw-Hersteller Scania und MAN "nicht um jeden Preis" an die Börse bringen, sagte Witter.

In Finanzkreisen hatte es zuletzt geheißen, Volkswagen werde eher das Emissionsvolumen kürzen als von seinen Vorstellungen zur Bewertung abrücken. Witter äußerte sich nicht konkret dazu. Traton-Chef Andreas Renschler hatte einen Erlös von bis zu sechs Milliarden Euro anvisiert. Dazu müsste VW rund ein Viertel der Traton-Anteile an die Börse bringen. Im ersten Anlauf könne es aber auch weniger sein, hieß es in Finanzkreisen. Traton habe keinen akuten Kapitalbedarf.

Investoren drängeln schon

Große Investoren drängen Volkswagen, Traton so schnell wie möglich an die Börse zu bringen. Das Analysehaus Evercore ISI hatte 50 Großanleger befragt, 80 Prozent sprachen sich für einen Börsengang "jetzt" aus, 70 Prozent halten ein schnelles Handeln für wichtiger als den perfekten Preis. "Die Botschaft ist klar: Eine übergroße Mehrheit glaubt, dass es eher früher als später passieren sollte und dass VW nicht vergeblich auf eine mögliche bessere Bewertung warten sollte", fasste Evercore-Analyst Arndt Ellinghorst die Studie zusammen. Ein Verzicht auf die Emission würde nach Ansicht von zwei Drittel der befragten Investoren an der Glaubwürdigkeit des VW-Managements kratzen.

Eine weitere Hürde vor dem Börsengang hat VW ebenfalls beiseite geräumt: Dem Abschied der traditionsreichen Münchner MAN von der Börse steht nichts mehr im Wege. Sie soll in Traton aufgehen, eine eigene Börsennotierung wäre dabei hinderlich. Die VW-Nutzfahrzeug-Tochter hält nun genügend MAN-Aktien, um die restlichen Kleinaktionäre zwangsweise abzufinden. Mit der Offerte, die am Montag ausgelaufen war, schraubte die Holding ihren Anteil von 76 auf 90,4 Prozent der Stammaktien. Nach einer Übernahme kann der "Squeeze-Out" eingeleitet werden, wenn der Großaktionär auf mehr als 90 Prozent der Stimmrechte kommt. Die Zustimmung der Hauptversammlung ist dafür nicht mehr nötig.

(Reuters)

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