Bei mehr als 100 Fasttagen im Jahr wurde früher mitunter ganz gern geschummelt: mit Bibern oder Maultaschen. Heute fastet man im Intervall – oder digital.
„Herrgottsb'scheisserle“ sagen Schwaben zuweilen bis heute zu ihren Maultaschen. Der Legende nach hat man in der Fastenzeit einst Fleisch im Nudelteig versteckt – in der Hoffnung, dass man es auf diese Weise am Herrgott vorbeischmuggeln kann. Ob es sich so zugetragen hat oder nicht: Es wäre nicht der einzige Trick, der in der Fastenzeit angewandt wurde, um zu seinen Kalorien (und wohlschmeckenden Speisen) zu kommen.
Papst Gregor der Große war es, der die kirchlichen Fastengebote 590 nach Christus einführte: Demnach war während der 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern das Fleisch warmblütiger Tiere verboten. Lange Zeit waren auch Milch und Eier tabu. Und die 40 Tage vor Ostern waren nicht alles: Bis ins 19. Jahrhundert durfte an mehr als 100 Tagen im Jahr kein Fleisch verzehrt werden. Kein Wunder, dass man daher mitunter kreativ wurde: Biber, Fischotter oder Frösche, mitunter auch Enten, Schildkröten und Schnecken waren erlaubt. Letztere wurden in Klostergärten teils speziell mit Kräutern gefüttert; bis heute ist die Fastenzeit die Hauptsaison für Weinbergschnecken.