Oskar Lafontaine: "Das System ist krank"

Oskar Lafontaine, ein Spalter? „Dieser Vorwurf stellt die Wahrheit auf den Kopf.“
Oskar Lafontaine, ein Spalter? „Dieser Vorwurf stellt die Wahrheit auf den Kopf.“(c) Bert Bostelmann / picturedesk.com
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Oskar Lafontaine spricht im Interview über seinen Traum von Renten wie in Österreich, eine falsche Flüchtlingspolitik sowie den „sprechenden Unverstand“ in seiner Linkspartei. Und der Ex-SPD-Chef erklärt, warum man ihn eigentlich mit einer "Medaille ehren" müsste.

Die Presse: Herr Lafontaine, bereiten Sie schon Ihren Wiedereintritt in die SPD vor?

Oskar Lafontaine: Ich war Mitglied der SPD. Ich bin Mitglied der Linkspartei. Das war's dann auch.

Ich frage nur, weil Sie 2005 bei Ihrem SPD-Austritt als Grund Hartz IV und die Agenda 2010 nannten. Jetzt will die SPD Hartz IV hinter sich lassen. Damit ist der Grund entfallen.

Ich freue mich, dass die SPD Vorschläge zur Verbesserung des Sozialstaats macht. Aber Hartz IV gibt es noch, und viele leiden darunter. Wir haben nach wie vor einen viel zu großen Niedriglohnsektor, zu niedrige Renten, zu niedrige Löhne und keine Arbeitslosenversicherung, die diesen Namen verdient hat. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nannte die Agenda 2010 den größten Sozialabbau nach dem Kriege.

Rot-rot-grün hat keine Mehrheit mehr. Wenn die soziale Ungerechtigkeit die Menschen umtriebe, müssten Ihnen die Wähler doch die Türen einrennen?

Die Mehrheit war 2005 und 2013 da. Leider hat die SPD zweimal die historische Fehlentscheidung getroffen, nicht den Kanzler einer rot-rot-grünen Regierung zu stellen, und sich stattdessen weiter an Sozialabbau, Lohndrückerei und Rentenkürzungen beteiligt. Da haben viele Wähler resigniert und sich in die Wahlenthaltung zurückgezogen.

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