Trend: Lift-Einbau im Eigenheim

Noch selten: Einfamilienhaus mit Lift.
Noch selten: Einfamilienhaus mit Lift.(c) Getty Images/iStockphoto (AndreaAstes)
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Ein Aufzug im Haus gilt heute nicht mehr als Luxus, sondern eher als Komfortlösung. Bei körperlichen Einschränkungen ist er eine Notwendigkeit. Für einen nachträglichen Einbau müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

Man kann es auch übertreiben: Südlich von Wien blätterte ein Autoliebhaber einen fünfstelligen Eurobetrag auf den Tisch, damit er seinem vierrädrigen Untersatz auch im dritten Stock seiner großzügigen Villa immer nahe sein konnte. Sicher eine exzentrische Ausnahme: In der Regel spielen bei der Entscheidung für einen Fahrstuhl im Eigenheim eher pragmatische Gründe eine Rolle. Rund zwei Drittel der vom oberösterreichischen Hersteller Weigl verkauften privaten Fahrstühle werden aus Komfortgründen angeschafft, weiß Geschäftsführer Gerhard Humer. „Diese Investition erhöht auch den Wert der Immobilie beträchtlich“, betont er. Aber sie hat auch ihren Preis: Selbst wer sich mit einer eher funktionellen Ausführung begnügt, muss dafür schon einmal mit einem Budget von 40.000 Euro rechnen.

Verschiedene Varianten


Ursprünglich sollte der Lift im eigenen Haus vor allem dazu dienen, Menschen mit eingeschränkter körperlicher Mobilität den Weg in das Ober- oder Untergeschoß zu erleichtern. Dafür haben Hersteller wie Weigl oder das ebenfalls in Oberösterreich beheimatete Unternehmen Ascendor jeweils ein komplettes Programm entwickelt. Die Möglichkeiten reichen vom Sitz- oder Plattformtreppenlift über Hebebühnen bis hin zum Kabinen- und Schachtaufzug.
„Mit diesen Varianten lässt sich für fast jedes Haus ohne große Umbauten eine Lösung finden“, erzählt Christian Hofer, Vertriebsleiter bei Ascendor. Am einfachsten und überdies relativ kostengünstig ist ein Sitztreppenlift. Ihn gibt es bereits ab etwa 4000 Euro. Ein kritischer Punkt anderer Lösungen sei neben dem Platz die Befestigung der Hebeeinrichtung an einer Wand und die Tragfähigkeit des Bodens, erklärt der Experte. Bei Holzriegelbauten – das sind viele Fertighäuser – müsse eventuell eine Verstärkungskonstruktion integriert werden.

Schnell und günstig


Relativ schnell – bei dringendem Bedarf und gerader Treppe innerhalb weniger Tage – lässt sich ein Treppenlift einbauen. Bei Aufzügen hingegen könne es mitunter einige Monate dauern, bis die Hebeeinrichtung zur Verfügung steht, betonen die Hersteller. Ideal lässt sich der nachträgliche Einbau eines Lifts realisieren, wenn bereits bei der Errichtung des Hauses ein Schacht mit einer Grundfläche von mindestens 1,30 mal 1,60 Meter dafür vorgesehen wird. Mit temporären Zwischendecken kann der Schacht zwischendurch als praktischer Abstellraum genutzt werden. Ist genug Geld oder der Bedarf da, kann der Homelift dann problemlos verwirklicht werden.
Jeder Lift unterliegt dem Baurecht, und das macht es kompliziert, denn in Österreich gibt es noch immer neun verschiedene Gesetze. „In manchen Bundesländern muss etwa beim Treppenlift nichts unternommen werden, in anderen ist selbst eine solche Lösung anfragepflichtig“, erzählt Hofer. Auf jeden Fall ist der Aufzug nach Fertigstellung von einem befugten Aufzugsprüfer abzunehmen und der gesetzesmäßige Einbau zu bestätigen. In puncto Sicherheit stehen die privaten Aufzüge den großen Pendants um nichts nach. „Kettenantriebe etwa sind mehrfach ausgeführt, zusätzlich gibt es eine Haltevorrichtung, die den Aufzug zuverlässig stoppen würde“, berichtet Hofer. Jede Konstruktion wurde durch den TÜV Austria unter die Lupe genommen. Und natürlich hat jeder Aufzug mit Kabine auch ein Telefon, um im Notfall Hilfe zu rufen.

Förderungen und Zuschüsse


Macht eingeschränkte körperliche Mobilität einen Lift erforderlich, gibt es Förderungen oder Zuschüsse der Länder. Wer aufgrund eines Arbeitsunfalls gehbehindert oder auf den Rollstuhl angewiesen ist, bekommt von der AUVA mitunter die gesamten Kosten eines Lifteinbaus ersetzt. Bei Einschränkungen infolge eines unverschuldet erlittenen Autounfalls kann die gegnerische Versicherung zur Kassa gebeten werden.
Wird bereits beim Hausbau mit einem Liftschacht für Mobilität und Bequemlichkeit im Alter vorgesorgt, müssten auch weitere wichtige Details für Barrierefreiheit bedacht werden, mahnt Hansjörg Nagelschmidt vom ÖZIV, dem Bundesverband für Menschen mit Behinderungen: „Auf dem Weg von draußen bis zum Lift sind Stufen zu vermeiden.“ Sinnvoll sei es auch, den Zugang zum Lift und zu allen anderen Bereichen des Hauses rollstuhlgerecht zu gestalten. Über die Vorteile solcher Weitsicht freut man sich dann im Alter.

Tipps

Voraussetzungen. Eine einfache Aufstiegshilfe in Form eines Treppenliftes lässt sich in nahezu jedem Einfamilienhaus und bei Zustimmung des Hausbesitzers auch im Mehrfamilienhaus problemlos realisieren. Für Personenaufzüge braucht es Platz für den Liftschacht sowie entsprechend tragfähige Wände zur Befestigung der Konstruktion.

Förderungen. Wird ein Lift im Einfamilienhaus aufgrund eingeschränkter Mobilität notwendig, gibt es Förderungen. Die Sozialämter der Länder unterstützen in vielen Fällen diese Maßnahme. Für Opfer eines Arbeitsunfalls gibt es Hilfe durch die AUVA. Opfer eines Autounfalls können mitunter Geld von der gegnerischen Versicherung bekommen.

Informationen. Zur Frage, welcher Lift im Eigenheim bei Einschränkungen der körperlichen Mobilität sinnvoll ist, informieren die Interessenvertretungen. Die beiden größten österreichweit vertretenen Verbände, die über landesweite Organisationen verfügen, sind der ÖZIV, Bundesverband für Menschen mit Behinderungen (www.oeziv.org), sowie der KOBV (www.kobv.at).

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