Restriktive Informationspolitik der Behörden zu den Hintergründen des Blutbads.
Den Haag. Überschattet von der montägigen Bluttat in Utrecht fanden in den Niederlanden am Mittwoch Wahlen zu den Regionalparlamenten sowie zur Ersten Kammer des Parlaments (Senat) statt. Dort musste Umfragen zufolge die regierende Mitte-Rechts-Koalition mit dem Verlust ihrer bisherigen Mehrheit rechnen, während zwei rechtspopulistischen Parteien – „Partei für die Freiheit“ von Geert Wilders und „Forum für Demokratie“ von Thierry Baudet – Stimmengewinne prognostiziert wurden.
Die Zurückhaltung der Sicherheitsbehörden bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über die Hintergründe des Terrorakts von Utrecht mit drei Toten hängt wohl mit diesen Wahlen zusammen. Eine Beeinflussung des Wahlverhaltens sollte so verhindert werden.
Die Staatsanwaltschaft aber geht jedenfalls weiter von einem Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund aus. Darauf gebe es „sehr ernsthafte Hinweise“. Damit ist vermutlich der im Fluchtauto des Hauptverdächtigen Gökmen T. gefundene Brief gemeint. Was in dem Schreiben steht, wurde zunächst nicht offengelegt. Aber es könnte sich um ein Bekennerschreiben handeln, das ein islamistisches Motiv für den Terroranschlag enthüllt.
„Durchgeknallt und brutal“
Die Fahndung nach mutmaßlichen Helfern von Gökmen T. läuft mittlerweile weiter. In der Nacht auf Mittwoch wurde in Utrecht ein weiterer Verdächtiger festgenommen, während zwei andere Männer, die am Montag verhaftet worden waren, wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Der 37-jährige Hauptverdächtige sitzt in U-Haft. Sein Bruder soll ein radikaler Islamist sein. Er wird vom niederländischen Geheimdienst Aivd überwacht.
Die Niederländerin, die von Gökmen T. vergewaltigt worden sein soll, sagte dem „Algemeen Dagblad“: „Der Mann ist total durchgeknallt und brutal. Er ist kokainabhängig.“ Ende März sollte ihm wegen dieser Vergewaltigung der Prozess gemacht werden. (ag., htz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2019)