Mit grünem Innenleben

Mit Struktur. Kletterpflanzen designen den seitlichen  Maschendraht.
Mit Struktur. Kletterpflanzen designen den seitlichen Maschendraht.Kramer und Kramer
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Er blüht und gedeiht in kleinem oder größerem Rahmen: Der Garten und sein Zaun wollen gut definiert sein.

Sie erleben derzeit nicht gerade einen Höhenflug in Sachen Popularität: Zäune müssen sich bei vielen Gartenfans mit dem Duft des eher Gestrigen herumschlagen, irgendwie haftet den Abgrenzungen das Image des jämmerlichen Revierabsteckens an. Oder, um es anders zu formulieren: „Zäune sind grundsätzlich peinlich und nicht cool“, macht Bernhard Kramer, Inhaber von Kramer und Kramer Gartenarchitektur, aus seiner nicht vorhandenen Liebe zu den Hütern der Grundstücksgrenze keinen Hehl. „Außerdem passen sie in den meisten Fällen auch nicht mehr zur heutigen Architektur, zu den Gebäuden, die transparent sind und sich zu den Gärten hin öffnen“, so der Designer. Was aber nicht heißt, dass die Zäune aus der österreichischen Gartenlandschaft verschwinden, ganz im Gegenteil: „Zäune brauchen alle, und fast niemand in Österreich will ohne Zaun leben“, verteidigt Birgit Fischer-Radulescu, Inhaberin von purpurgrün gartenarchitektur die Latten, Maschen und Wände am Ende des Gartens, die dafür sorgen, dass der Hund drin und fremde Blicke draußen bleiben. Weshalb es am Ende immer darauf ankommt, was man daraus macht – und da gibt es inzwischen jede Menge Möglichkeiten, die dann doch wieder cooler sein können, als man glaubt.

Im Wachstum. Lebendige Wandelemente erweitern den Garten.
Im Wachstum. Lebendige Wandelemente erweitern den Garten. Kramer und Kramer

Sichtschutz in der Stadt

„In den Städten geht es ja oft vor allem um einen Sichtschutz“, stellt Alexandra Zauner, Geschäftsführerin freiraum* Gartenarchitektur, klar. Und dieser kann auf die unterschiedlichsten stilistischen Arten geschaffen werden: „Wir haben beispielsweise bei Kunden eine weiße Acrylglaswand installiert, die auch noch in der Nacht leuchtet“, zeigt sie auf, was geht, wenn man auch außerhalb des Üblichen denkt. Darüber hinaus könnten beispielsweise Holz- oder Steinwände nicht nur als Sicht-, sondern auch als Schallschutz dienen, „etwa, indem man in diese einen Wasserspeier einbaut, dessen Plätschern die Geräusche des Nachbarn dämmt.“ Eine andere Variante sind lebende Zäune – und dabei meint heute niemand mehr die Thujenhecke, denn die „ist tot und kommt auch nie wieder“, wie Zauner überzeugt ist. „Man kann mit dem Werkstoff Grünpflanze wunderbare skulpturale Elemente erzeugen und richtige Ufos schaffen“, erklärt Kramer, wie sich Privatheit in Gärten auch kreativ erzeugen lässt. „Außerdem kann man Paravents versetzt wie Filter installieren, mit denen dann Sichtachsen unterbrochen werden“, so der Designer, „schief gepflanzt und entsprechend geschnitten gibt das eine spannende 3-D-Optik“.

Letztere ist fraglos ein Fest fürs Auge, allein: Den Hund hält es dann doch nicht herinnen. Und das ist nun einmal eine Kernaufgabe des Gartenzauns – je ländlicher das Anwesen liegt, desto wichtiger werden diese Faktoren bei der Planung der Garteneinfriedung. „Dort geht es beispielsweise auch um den Wildschutz“, weiß Zauner, darüber hinaus sei ein Zaun sogar vorgeschrieben, wenn sich auf dem Grundstück ein Badegewässer befindet, erklärt sie. Was bei größeren Gründen auch schnell zur Kostenfrage werden kann, denn der Laufmeter Gartenzaun kann durchaus mehrere Hundert Euro kosten, zumal dann, wenn man alle Kosten wie beispielsweise die Fundamente der Träger mit einrechnet. Weshalb zumindest im hinteren Teil des Gartens der deutlich günstigere gute alte Maschendrahtzaun zum Einsatz kommt – zumal der mehr kann, als sein schlechtes Image vermuten lässt. „Zum einen gibt es Maschendrahtzäune inzwischen auch in Bunt oder sogar mit Mustern in Spitzenoptik“, weiß Fischer-Radulescu. „Und zum anderen kann man ihn ja auch zuranken lassen und hat dann schnell einen blickdichten Zaun.“

Im Fluss. Das Plätschern des Wassers übertönt so manches.
Im Fluss. Das Plätschern des Wassers übertönt so manches. (c) Miquel Tres/Freiram

Aus der Nähe betrachtet

Näher an der Terrasse oder im Vorgarten kommen dagegen eher die schöneren Varianten zum Einsatz, hier sind vor allem wertige Metall-, vor allem aber Holzzäune gefragt. Besonders geeignet seien Lärche oder Eiche, da diese Hölzer nicht so wetterempfindlich sind, so Fischer-Radulescu. „Auch Beton kann super aussehen“, fügt Zauner hinzu. Was die Formen und Muster angeht, sind dem Geschmack keine Grenzen gesetzt, von üppig-naturnah bis minimalistisch-cool reichen die Designs, allerdings ist nicht alles erlaubt, was gefällt. „Die Bauordnungen sind in jedem Bundesland unterschiedlich, was die jeweils erlaubte Höhe, aber auch die Dichtheit ist, regeln die Landesbauverordnungen“, erklärt Zauner, worauf man vor dem Kauf des Gartenzauns achten muss. „Dabei geht es oft um Aspekte wie die Durchlässigkeit für Kleintiere, aber auch um die Durchlüftung von Wohngebieten“, fügt Fischer-Radulescu hinzu.
Fast immer erlaubt seien dagegen geschnittene Hecken, so Zauner, so lange sie der ortsüblichen Bebauung entsprechen. Hier erfreuen sich aktuell beispielsweise Hainbuchenhecken großer Beliebtheit, die sich auch schon in fertiger Wunschhöhe kaufen und einsetzen lassen. Wirklich out – wenn auch noch nicht so mausetot wie die Thujenhecke – sind dagegen inzwischen die sogenannten Gabionen: jene mit Steinen befüllten Drahtkörbe, die in den vergangenen 20 Jahren so angesagt waren, dass sie inzwischen niemand mehr sehen kann.

In Weiß. Leuchtend zeigt sich diese Grenze zum Nachbarn.
In Weiß. Leuchtend zeigt sich diese Grenze zum Nachbarn.Kramer und Kramer

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