Rauriser Literaturtage

Daniel Wisser: „Ich verfehle sehr gern das Thema“

Daniel Wisser, aufgewachsen im Mittelburgenland, hat normalerweise gern eine gewisse Distanz zu den Bergen.
Daniel Wisser, aufgewachsen im Mittelburgenland, hat normalerweise gern eine gewisse Distanz zu den Bergen.(c) Anke Waelischmiller / dpa Pictur (Anke Waelischmiller)
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Daniel Wisser, der Preisträger des Österreichischen Buchpreises, ist Gast in Rauris. Ein Gespräch über das Altern, die humorvolle Distanz zum Tod und über die Lust, das Prinzip des Romans auf den Kopf zu stellen.

Die diesjährigen Rauriser Literaturtage stehen unter dem Motto „Aufbrüche“. In Daniel Wissers mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichneten Roman „Königin der Berge“ geht es allerdings mehr um einen Abbruch, und zwar um einen ultimativen, den Abbruch des Lebens. Sein Held, Robert Turin, der an MS erkrankt ist, möchte seinem Leben ein Ende setzen, solang er dazu noch in der Lage ist. Dazu sucht er jemanden, der ihn in die Schweiz bringt, wo Sterbehilfe erlaubt ist. Wieso wurde er damit nach Rauris eingeladen? „Ich habe darüber heute schon mit Schülern diskutiert“, sagt Daniel Wisser, „und ihnen folgende freche These vorgestellt: Wenn sie Autoren werden wollen, sollten sie bei Einsendungen zu Literaturwettbewerben immer das Ziel verfehlen. Was gibt es Schöneres im Deutschunterricht, als wenn unter der Schularbeit steht: Themenverfehlung, sehr gut! Ich verfehle gern das Thema.“

Ganz verfehlt hat er das Thema insofern nicht, als man die Handlung des Romans als Aufbruch zur letzten Reise verstehen kann. Er selbst relativiert seine Ansage denn auch ein wenig: „Natürlich geht es auch um die MS-Krankheit, um Sterbehilfe, aber im Grunde sind das Nebenrollen, die die Konflikte zuspitzen sollen. Der Urkonflikt in dem Buch betrifft jedoch jeden: Der Umgang mit dem Altern, und wie man der Umwelt und den Angehörigen verpflichtet bleiben kann, ohne ständig lügen zu müssen.“

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