Causa Assange: Noch eine Festnahme in Ecuador

Kristinn Hrafnsson, editor in chief of Wikileaks, and barrister Jennifer Robinson talk to the media outside the Westminster Magistrates Court in London
Kristinn Hrafnsson, editor in chief of Wikileaks, and barrister Jennifer Robinson talk to the media outside the Westminster Magistrates Court in LondonREUTERS
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Ein Mitarbeiter des Wikileaks-Gründers wurde in Quito festgenommen. Er habe die dortige Regierung „destabilisieren“ wollen. Julian Assange droht indessen eine Auslieferung in die USA. Sein Heimatland Australien will sich dabei nicht einmischen.

In Ecuador ist ein Mitarbeiter von Wikileaks-Gründer Julian Assange festgenommen worden. Innenministerin María Paula Romo sagte am Donnerstag dem Radiosender Sonorama, die Festnahme in der Hauptstadt Quito sei erfolgt, als der "sehr enge" Mitarbeiter Assanges nach Japan habe reisen wollen.

Angaben zur Identität des Festgenommenen machte die Ministerin nicht. Einem Medienbericht zufolge soll es sich um einen Schweden handeln, der auf Sicherheitstechnologie und Verschlüsselung spezialisiert ist. Innenministerin Romo hatte den Mann zuvor mit Versuchen in Verbindung gebracht, die Regierung von Präsident Lenín Moreno zu "destabilisieren". Der Festgenommene lebe schon seit Jahren in Ecuador und sei eine der "Schlüsselfiguren" von Wikileaks. In der Vergangenheit habe er Auslandsreisen mit dem früheren ecuadorianischen Außenminister Ricardo Patiño unternommen.

Assange droht Auslieferung

Assange war am Donnerstag nach sieben Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London festgenommen worden. Quito hatte zuvor das politische Asyl für den 47-jährigen Australier aufgehoben, der wegen der Veröffentlichung geheimer US-Dokumente vielen in den USA als Staatsfeind gilt.

Der Zugriff am Vormittag erfolgte laut Scotland Yard aufgrund einer Gerichtsanordnung von 2012 wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen. Ein Gericht in London sprach den 47-Jährigen wenige Stunden später in diesem Punkt schuldig. Diese Straftat kann mit bis zu einem Jahr Gefängnis geahndet werden.

In den USA wurde der Australier nach Angaben des Justizministeriums wegen Verschwörung zur Attacke auf Regierungscomputer angeklagt. Dafür drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Wikileaks-Publikationen hunderttausender geheimer Regierungsdokumente in den Jahren 2010 und 2011, die Wikileaks von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren.

Vergewaltigungsfall: Anwältin will „alles tun"

Auch in Schweden könnte Assange neuer juristischer Ärger drohen. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen nach Vergewaltigungsvorwürfen zwar 2017 zu den Akten gelegt. Die Anwältin der Frau, die Assange 2010 wegen Vergewaltigung angezeigt hatte, erklärte nun aber, sie werde "alles dafür tun", dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehme und Assange nach Schweden ausgeliefert werden könne.

Australien: „Das hat nichts mit uns zu tun"

Australiens Premierminister Scott Morrison schließt eine Einmischung seiner Regierung in den Fall des Wikileaks-Gründers Julian Assange aus. Das sei "Sache der USA" und habe "nichts mit uns zu tun", sagte Morrison am Freitag laut lokalen Medien. Assange erhalte keine Sonderbehandlung, ihm werde die übliche konsularische Unterstützung gewährt. "Wenn Australier ins Ausland reisen und mit dem Gesetz in Konflikt geraten, müssen sie sich dem Justizsystem des jeweiligen Landes stellen. Es spielt keine Rolle, welches Verbrechen sie angeblich begangen haben."

Australiens Außenministerin Marise Payne sagte vor Reportern: "Der Auslieferungsprozess selbst findet zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien statt." Ihr Land sei aber "völlig gegen" die Todesstrafe. Großbritannien habe sich von den USA die Zusicherung eingeholt, dass Assange im Falle einer Auslieferung dort nicht die Todesstrafe drohe, fügte sie hinzu.

"Ein dunkler Tag für die Pressefreiheit in der ganzen Welt"

Vonseiten der Opposition kamen auch Gegenstimmen. So sagte der Chef der australischen Grünen Partei, Richard Di Natale, Australien müsse sicherstellen, dass Assange nicht ausgeliefert werde. "Diese Verhaftung ist ein dunkler Tag für die Pressefreiheit in der ganzen Welt", erklärte er. Für Freitag waren in Sydney und Melbourne Kundgebungen zur Unterstützung von Assange geplant.

(APA/AFP)

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