Zwei frühere ÖVP-Chefs sind angetreten, um Sebastian Kurz gegen die Kritik seines Vorgängers Reinhold Mitterlehner in Schutz zu nehmen.
Die ÖVP um ihren Obmann Sebastian Kurz will zur kritischen Abrechnung von Ex-Parteichef Reinhold Mitterlehner offiziell nichts sagen. Stattdessen tadelten am Mittwoch Mitterlehners Vorgänger Michael Spindelegger und Josef Pröll den früheren Vizekanzler.
Spindelegger erklärte in einer Stellungnahme, dass Mitterlehners Abgang keine Intrige "sondern die Rettung der Volkspartei" gewesen sei. Die ÖVP sei von einer Wahlniederlage in die nächste getaumelt "und war unter Mitterlehner auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit", so der selbst beim Wähler glücklose Spindelegger. Das Resultat der Parteiübernahme durch Kurz sei endlich wieder die ÖVP-Kanzlerschaft, soviel ÖVP-Politik wie schon lange nicht mehr und die Verhinderung von Rot-Blau unter einem Kanzler Heinz-Christian Strache, so der Alt-Vizekanzler in der übermittelten Stellungnahme. Spindelegger galt als Förderer von Kurz und hat ihn als Staatssekretär überhaupt erst in Regierungsverantwortung genommen.
Pröll: "Die ÖVP hatte kein Profil mehr"
Josef Pröll sprach angesichts Mitterlehners Buch von "verletzter Eitelkeit". Und er merkte an, dass die ÖVP mit Mitterlehner "immer mehr nach links gerückt" sei. "Die ÖVP hatte kein Profil mehr", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Zentraler Inhalt der Großen Koalition sei nur noch die Verwaltung des Stillstandes gewesen. Mit seiner linken Positionierung hätte Mitterlehner "niemals mehr eine Wahl gewonnen", meinte der Niederösterreicher - unter dem die ÖVP bei den meisten Landtagswahlen alles andere als prächtig abschnitt, der aber selbst keine Nationalratswahl geschlagen hat. Denn er gab die Obmannschaft 2011 schon nach zweieinhalb Jahren - wegen eines Lungeninfarkts - wieder ab.
Hoch zufrieden äußerte sich Pröll über den Kurs von Kurz: Heute werde "wieder ÖVP-Politik gemacht", bei Nulldefizit, Familienbonus oder Arbeitszeitflexibilisierung sei die ÖVP-Handschrift "ganz klar erkennbar".
Der Hintergrund der Wortmeldungen: Mitterlehner hat am Mittwoch sein Buch „Haltung“ präsentiert, in dem er scharfe Kritik an seinem Nachfolger Sebastian Kurz übt und vor der „populistischen Ideologie“ seiner eigenen Partei warnt.
(APA/Red.)