Thomas Bernhard: Orte der Sammlung

Gentleman-like. Der weitgereiste Autor kaufte häufig Spirituosen im Ausland – er selbst trank kaum.
Gentleman-like. Der weitgereiste Autor kaufte häufig Spirituosen im Ausland – er selbst trank kaum.(c) Hertha Hurnaus
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Ein Bildband mit zum Teil klugen Texten porträtiert Thomas Bernhard als Sesshaften und Wohnenden mit Blicken in seine Häuser.

„Die Wohnungen und Häuser von Ausnahmewesen", schreibt André Heller in seinem Geleitwort, hätten ihn stets interessiert – dass sich Thomas Bernhard unter ihnen findet, verwundert kaum. In dem schönen Buch „Hab & Gut" wird der heute wohl auch hierzulande durch die Bank als „Kultautor" Geschätzte im Spiegel dreier Wohnsitze porträtiert. Obernathal in Ohlsdorf, die Krucka bei Gmunden und das Quirchtenhaus in Ottnang: Das waren die drei Höfe bzw. Häuser, die sich Bernhard im Lauf der Zeit zulegte und die ihm als Rückzugs- oder gar Fluchtorte dienen sollten.

In einem ausgezeichneten Text beschreibt etwa Dietmar Steiner, wie Bernhard in seinen Häusern eine Art „Wohnen in Abwesenheit" betrieb und wie er, der eigentlich nicht besonders Menschen- oder gar Gastfreundliche, in einem perfekt eingerichteten Wohnraum selbst für die Eventualität des Besuchtwerdens gerüstet war. Häuser, in denen er kaum jemanden empfing (die allzu leichte Auffindbarkeit durch ungebetene Besucher in seinem Vierkanthof in Ohlsdorf ließ Bernhard wohl erst den Plan fassen, sich die Krucka als Ausweiche zuzulegen), stellen sich als perfekt ausgestattete Bühnen dar – Bühnen für einen, der sein altmodisch herrenhaftes Wohnstilempfinden zu inszenieren trachtete.

Gerüstet. Thomas Bernhard kochte nicht selbst, besaß aber in allen Häusern gut bestückte ­Küchen.
Gerüstet. Thomas Bernhard kochte nicht selbst, besaß aber in allen Häusern gut bestückte ­Küchen.(c) Hertha Hurnaus

Innenschau. Noch lang bevor man den Trendausdruck des Home-Stageing – heute etwa für das Produzieren von social-media-gerechten Bilderwelten unerlässlich – kannte, betrieb Thomas Bernhard mit akribischer Genauigkeit ein Zusammenstellen von Innenräumen als durchaus gezielte Imagepflege.

Perfekt ausgestattete, fast professionell wirkende Küchen für einen, der nicht kochte; Stellagen voll mit Ausrüstung für das Jagen von einem, der diesem Sport nicht nachging; in ganz Europa zusammengekaufte Edelspirituosen, in Reih und Glied von einem aufgestellt, der kaum trank: „Hab & Gut" dokumentiert mit zahlreichen Fotografien von Hertha Hurnaus die Lebenswelt von einem, der es auch mit dem Wohnen offenbar sehr genau nahm. 

„Hab & Gut“. Hg. von André Heller, erschienen im Brandstätter Verlag.
„Hab & Gut“. Hg. von André Heller, erschienen im Brandstätter Verlag.(c) Beigestellt

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