Der damalige Interpol-Chef verschwand plötzlich, bevor er in chinesischer Haft wieder auftauchte. Jetzt wird er wegen Korruptionsvorwürfen angeklagt.
Die zuständige Staatsanwaltschaft in China hat Anklage gegen den früheren Interpol-Chef Meng Hongwei erhoben. Sie beschuldigt ihn des Machtmissbrauchs und der Bestechlichkeit in einem früheren Amt als stellvertretender Minister für öffentliche Sicherheit und Chef der chinesischen Küstenwache.
Mengs Frau weist die Vorwürfe zurück und nennt die Festnahme politisch motiviert. Sie hatte Meng im vergangenen Jahr als vermisst gemeldet, nachdem er von seinem Dienstsitz bei der internationalen Polizeiorganisation Interpol in Frankreich eine Reise in sein Heimatland China angetreten hatte. Im Oktober erklärte Interpol, Meng sei als Präsident der internationalen Polizeibehörde zurückgetreten.
Verurteilung wahrscheinlich
Sollte der Fall vor Gericht gehen, gilt eine Verurteilung Mengs als sicher, da die Gerichte in China von der kommunistischen Partei kontrolliert werden. Zudem wurde der ehemalige Vizepolizeiminister im März aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Dies führt in China in aller Regel zur Anklage und zu anschließender Verurteilung.
Meng Hongwei wird vorgeworfen, "seine Position und seine Macht zum persönlichen Vorteil missbraucht", staatliche Gelder für die Finanzierung des "extravaganten Lebensstils seiner Familie verschwendet" und die Prinzipien der Partei missachtet zu haben, wie die parteiinterne Disziplinarkommission mitteilte.
Die Art und Weise, wie der Interpol-Chef plötzlich ohne vorherige Ankündigung aus dem Verkehr gezogen wurde, hatte internationale Kritik ausgelöst. Neben Meng Hongwei sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Funktionäre ins Visier der Anti-Korruptionskampagne von Staats- und Parteichef Xi Jinping geraten. Seit dessen Amtsantritt im November 2012 sind Dutzende hochrangige Politiker, Militärs und Manager wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden.
(APA/Reuters)