Nach der Abwehr von zwei Matchbällen gewann Thiem gegen Roger Federer in drei Sätzen. Am Samstag spielt er in Madrid gegen Djokovic um den Final-Hattrick in Madrid.
Dominic Thiem hat beim ATP-1000-Turnier in Madrid das Halbfinale erreicht. Der Niederösterreicher bezwang am Freitag Roger Federer nach 2:11 Stunden mit 3:6, 7:6 (11), 6:4 und trifft heute (16 Uhr, live ServusTV, Sky) im Kampf um sein drittes Madrid-Finale in Folge auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic.
Im sechsten Duell (Bilanz 4:2-Siege für Thiem) hatte Federer den Schützling von Nicolás Massú voll gefordert, im Tiebreak des zweiten Satzes musste Thiem bei eigenem Aufschlag sogar zwei Matchbälle abwehren. „Da hatte ich auch ein bisschen Glück“, gestand der zweifache Saisonsieger (Indian Wells, Barcelona).
Federer hatte seinen zwölf Jahre jüngeren Kontrahenten von Anfang an vor erhebliche Probleme gestellt, weil er Sandplatz-untypisches Tennis spielte. Der 20-fache Grand-Slam-Champion nahm die Bälle früh und stets nahe der Grundlinie. Nur selten konnte Thiem den gebürtigen Basler, der stets das Risiko suchte und selbst nach seinem zweiten Aufschlag immer wieder ans Netz stürmte, in längere Ballwechsel verstricken.
Der reife Dominic Thiem
Erst zu Beginn des zweiten Satzes fand Thiem die ersten Breakchancen vor, weil der Lichtenwörther seine Möglichkeiten aber nicht nutzte (null von fünf Breakchancen verwertet), musste die Entscheidung im Tiebreak fallen. In diesem kämpfte sich der ÖTV-Star nach einem raschen 0:3 zurück, machte zwei Matchbälle Federers zunichte und nutzte seinerseits den sechsten Satzball. Thiem ist damit in Tiebreaks gegen Federer (3:0) weiter ungeschlagen. Im dritten Satz gelang dem Niederösterreicher das entscheidende Break zum 5:4, danach servierte er souverän zum Matchgewinn aus. Ohne spielerisch durchgehend zu glänzen, hatte letztlich vor allem Thiems mentale Leistung imponiert. Der spanische Fernsehkommentator hatte einen „madurando Dominic Thiem“, einen reifen Dominic Thiem, gesehen, der nun schon acht Spiele in Folge ungeschlagen ist.
Mit seinem heutigen Gegner, Novak Djokovic, hat der Rechtshänder zuletzt gute Erfahrungen gemacht. Die beiden jüngsten Duelle bei den French Open 2017 (7:6, 6:3, 6:0) und in Monte Carlo 2018 (6:7, 6:2, 6:3) hat Thiem gewonnen, im direkten Vergleich führt der Serbe aber immer noch mit 5:2-Siegen. „Djokovic wird die nächste ganz große Herausforderung“, erklärte der 25-Jährige.
Djokovic seit 2016 ohne Sand-Titel
Djokovic hatte im bisherigen Turnierverlauf noch wenig Mühe und steht ohne Satzverlust im Halbfinale. Einem 6:4, 6:2-Erfolg zum Auftakt über den US-Amerikaner Taylor Fritz ließ er im Achtelfinale ein 6:1, 7:6 gegen Jeremy Chardy folgen. Zu seinem Viertelfinale am Freitag musste der Branchenprimus erst gar nicht antreten, der Kroate Marin Cilic passte aufgrund einer Lebensmittelvergiftung.
Djokovic wartet seit seinem Triumph bei den Australian Open Ende Jänner auf Titel Nummer zwei in dieser Saison. Die Übersee-Turniere (3. Runde Indian Wells, Achtelfinale Miami) verliefen enttäuschend, zuletzt war der 31-Jährige im Monte-Carlo-Viertelfinale am Russen Daniil Medwedew gescheitert. Sein letzter Turniersieg auf Sand gelang ihm bei den French Open 2016. Thiem gilt als leichter Favorit.
Er werde auch gegen Novak Djokovic versuchen, eine gute Leistung abzuliefern, erklärte der Österreicher. "Ich habe gegen ihn in den letzten zwei Jahren gespielt, da war er nicht in Topform. Das ist er jetzt wieder. Er hat die letzten drei Grand-Slam-Turniere gewonnen und ist eine richtig hohe Hürde."
("Die Presse", Printausgabe 11.5.2019)