Gradwohl-Rücktritt: „Ich bin es leid“

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Marathonläuferin verweigerte Dopingtest.

WIEN. „Ich bin es leid.“ Dieser Satz kehrt immer wieder in der Erklärung, die Eva-Maria Gradwohl am Dienstag in den Morgenstunden veröffentlicht hat. „Ich bin es leid, meine Familie und meine Freunde immer hintanstellen zu müssen. Ich bin es leid, jeden Tag anzugeben, wo ich gerade bin und was ich mache und eine Stunde meines Tages zu warten, ob die Dopingkontrolle kommt. Ich bin es leid.“

Eva-Maria Gradwohl, eine der besten Marathonläuferinnen des Landes, zuletzt Siegerin in Linz und qualifiziert für die EM in Barcelona, hat in der Vorwoche einen Dopingtest verweigert. Die Rechtskommission der Nationalen Antidopingagentur (Nada) hat daraufhin ein Verfahren gegen die 37-jährige Steirerin eingeleitet. Wer einen Dopingtest verweigert, macht sich schuldig, darüber besteht Einigkeit. „Das ist als positiver Dopingtest zu werten“, unterstreicht Nada-Geschäftsführer Andreas Schwab im Gespräch mit der „Presse“. Ein verweigerter Alkotest wird auch als Delikt behandelt und als Schuldeingeständnis interpretiert. Mit ihrem Rücktritt kommt sie Konsequenzen zuvor.

Am Donnerstag der Vorwoche wollte Gradwohl gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Walter Mayer in Kroatien ein wenig ausspannen. Das Kontrollteam erreichte das Paar dennoch. „Ich wollte die geplante Bootsfahrt mit Freunden nicht verschieben“, schreibt Gradwohl auf ihrer Homepage. „Ich wollte einfach meinen Urlaub, meine Freizeit genießen, aber das ist im Leistungssport nicht möglich.“ Weiters heißt es: „Ich habe die Dopingkontrolle abgebrochen, was ein klarer Regelverstoß ist. Somit muss ich die Konsequenzen tragen. Ich stehe hinter meiner Entscheidung, weil ich wieder dorthin zurück will, von wo ich gekommen bin – zum Hobby- und Gesundheitssport.“ Es komme ihr übrigens nicht auf Sekunden an, sondern nur auf die Freude am Sport und die Freude an der Bewegung. Und eigentlich zähle nur „die Liebe“, „die Liebe“, „die Liebe“.

Die Hypothek Walter Mayer

Die Zuneigung zu Walter Mayer wurde für die Steirerin aus Weiz zur schweren Hypothek. Die Lebensgemeinschaft mit dem ehemaligen ÖSV-Trainer hat dazu geführt, dass Gradwohl zur vielleicht am häufigsten getesteten Leichtathletin der Gegenwart in Österreich wurde. Eine positive Probe gab es allerdings nie. Auch in Linz nicht, wo sie den Marathon viermal gewonnen hat. „Ich kann mir schon vorstellen, dass sich Gradwohl wie ein gehetztes Tier vorgekommen ist“, meint Marathonveranstalter Ewald Tröbinger.

Eva-Maria Gradwohl, erst nach Ungereimtheiten und zahlreichen Diskussionen für Olympia in Peking qualifiziert, hätte es sich ohne Walter Mayer leichter machen können. Die Steirerin hat das in Kauf genommen und ertragen, jetzt zieht sie sich zurück, weil sie genug hat. Auch ihrem Verein kehrt sie den Rücken. Verstöße gegen die Antidopingbestimmungen sind beim LCC Wien mittlerweile nicht unbekannt. Nicht nur die Causa Walter Mayer liegt bei der Staatsanwaltschaft.

AUF EINEN BLICK

Eva-Maria Gradwohl hat in der Vorwoche in Kroatien einen Dopingtest verweigert, nun ihren Rücktritt vom Leistungssport erklärt. Die Lebensgemeinschaft der Marathonläuferin mit Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer lastete als schwere Hypothek auf ihrer Karriere.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2010)

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