Ikea kommt in die Stadt – und bleibt im Umland

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Symbolbild. (c) REUTERS (Wolfgang Rattay)
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Ikea zieht zum Westbahnhof, das ist nun fix. Eine Trendwende im Handel ist das aber noch nicht.

Wien. Per Fahrrad zum Ikea. Das, was bisher in Wien sehr ambitionierten (Lasten-)Radfahrern vorbehalten war, ist nun fix: Der Ikea am Westbahnhof wird gebaut, dafür hat nun der Gemeinderatsausschuss für Verkehr und Stadtplanung per Flächenwidmungsplan grünes Licht gegeben.

Fixiert wurde dabei auch, dass der siebenstöckige Neubau einen Mehrwert für die Anrainer bringen muss – und verkehrsberuhigt wirkt. Ab dem Winter entsteht also ein Bau mit begrünter Fassade und Park auf dem Dach. Damit Kunden nicht mit dem Auto kommen, gibt es keinen Kundenparkplatz und keine Lagerhalle. Kleine Produkte soll man per U-Bahn oder Rad, mitnehmen, Unhandliches wird geliefert. Schon seit bekannt ist, dass das Möbel- und Heimaccessoires-Geschäft zum Westbahnhof kommt, wirbt Ikea im Grätzl damit, dieses dadurch aufzuwerten. Und hat, etwa mit dem Grätzlfest „Hej 1150“ auch für Kritik gesorgt – von Gentrifizierung und Einvernahme der Kulturszene war da die Rede. Nun ist es fix, das „Blaue Haus“ am Westbahnhof weicht dem Ikea, dessen Eröffnung ist für 2021 geplant.

Nach etwa Hamburg zieht Ikea also auch in Wien ins Zentrum. Eine Trendwende? Kommen große Händler nun, da viele Kunden nur noch zum Anschauen ins Geschäft gehen, Großes ohnehin liefern lassen, in die Zentren? Ist es mit den riesigen Trabanten-Einkaufsflächen im Umland bald vorbei?

Soweit ist es nicht. Per Fahrrad oder U-Bahn Möbel kaufen zu fahren, sei eine Sache für ganz wenige Standorte – für solche mit einem großen Einzugsgebiet und einem Klientel á la Wien Neubau oder Hamburg Altona, sagt etwa Jörg Friedmar Bitzer, Einzelhandelsexperte beim Immobilienunternehmen EHL. Die Tendenz, dass große Geschäfte, vom Möbel- bis zum Baumarkt in Innenstädte ziehen, sieht er nicht. Schließlich brauche man selbst mit kleinerem Lager große Flächen zum Ausstellen, die sind in Innenstädten viel zu teuer.

Gegenbeispiele für so einen Trend gibt es auch in Wien: Der Leiner-Flagshipstore in der Mariahilfer Straße soll bekanntlich zu einem Kaufhaus nach Art des Berliner KaDeWe werden. Und auch Ikea siedelt die zwei Standorte im Wiener Umland nicht ab, sondern baut aus: Neben dem Stadt-Haus wird derzeit in Wien-Strebersdorf ein neues Logistikzentrum gebaut. Wer online oder im Geschäft eine Lieferung bestellt, soll die ab Herbst aus Strebersdorf zugestellt bekommen oder aus Boxen selbst abholen – und das wohl eher nicht per Fahrrad. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2019)

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