Mutter und Töchter verhungert: Volksanwalt schaltet sich ein

Die Leichen wurden am Dienstag in der Wohnung in Wien-Floridsdorf gefunden.
Die Leichen wurden am Dienstag in der Wohnung in Wien-Floridsdorf gefunden.APA/HANS KLAUS TECHT
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Volksanwalt Kräuter hält die Rolle der Behörden im Fall einer Frau, die gemeinsam mit ihren Töchtern in einer Wiener Wohnung verhungerte, für „aufklärungsbedürftig“. Die Zwillinge hatten offenbar Mitte April zuletzt Kontakt mit ihrem Vater.

Im Fall um den mysteriösen Hungertod einer 45-jährigen Wienerin und ihrer beiden Töchter in Wien-Floridsdorf hat sich nun die Volksanwaltschaft eingeschaltet. "Aufklärungsbedürftig erscheint, warum die Behörde im Jahr 2017 keine Gefahr für das Kindeswohl annahm und der Familie offenbar auch keine weiterführenden Betreuungsangebote machte", sagte Volksanwalt Günther Kräuter.

Vieles deutete darauf hin, dass die Tragödie in der Wohnung in der Werndlgasse mit einer psychischen Erkrankung der Mutter zusammenhängen dürfte. Schon vor Jahren soll bei der Frau, die sich mehrmals ins Frauenhaus geflüchtet hatte, die Diagnose gestellt worden sein. Ob bzw. wie das zu einem offenbar freiwilligen Verhungern auch der 18-Jährigen geführt haben könnte, blieb zunächst unbeantwortet.

Stadt Wien um Akteneinsicht gebeten

Im Dezember 2016 kam die Familie in Kontakt mit der Behörde, nachdem die Frau ihre Töchter von der Schule nahm. Ehrenamtliche Betreuer aus einem Mentorenprojekt schalteten das Jugendamt ein. Die "Abklärung der Situation" endete im März 2017, ohne dass die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) ab diesem Zeitpunkt noch eine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen gesehen hätte. Deshalb will die Volksanwaltschaft nun die Stadt Wien um eine Stellungnahme bitten und Akteneinsicht nehmen.

Telefonat mit Vater Mitte April?

In der Zwischenzeit hat sich ein Cousin der Frau gemeldet. Der Mann sagte der Tageszeitung "Kurier", dass die Frau nicht psychisch krank, aber "geistig auf dem Niveau einer 18-Jährigen" war. Der Vater der Frau, der in Serbien lebt, habe seine Tochter am 15. April zuletzt gehört. Da die 45-Jährige sich danach nicht mehr meldete, alarmierte er Bekannte in Wien, erzählte der Cousin. Zuletzt hatten die Ermittler vermutet, dass die Frauen bereits Ende März oder Anfang April gestorben sind.

>> Bericht des „Kurier"

(APA)

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