Künstlergruppe erhielt Ibiza-Video

Symbolbild: Jene Villa, in der das Skandal-Video mit dem zurückgetretenen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gedreht worden sein soll
Symbolbild: Jene Villa, in der das Skandal-Video mit dem zurückgetretenen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gedreht worden sein sollAPA/APA
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Zentrum für Politische Schönheit hatte Material vorab.

Wien. Wer wusste aller von dem Ibiza-Video vor dessen Veröffentlichung? Wer hat dafür bezahlt und wie viel? Wie kamen die verheerenden Bilder österreichischer FPÖ-Politiker zuerst nach Deutschland?

Die führend recherchierenden Medien „Süddeutsche“ und „Spiegel“ dürften jedenfalls nicht die Einzigen gewesen sein, die vor Veröffentlichung davon wussten. Das ZDF berichtet am Samstag, dass auch das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) das Video vorab erhalten hat. Das soll ein beteiligter Journalist des Senders bestätigt haben. Von wem ist weiterhin unklar. Dass das ZPS dafür Geld bezahlt hat, gilt als unwahrscheinlich. Das ZPS wollte sich auf „Presse“-Nachfrage nicht dazu äußern.

Das ZPS ist eine deutsche linke Künstlergruppe, deren politische Aktionen sich vor allem gegen die Rechte richten. Noch am Abend vor der Videoveröffentlichung am vergangenen Freitag hat das ZPS die Spekulationen über die Urheber angeheizt. Denn die Aktivisten waren wohl die Ersten, die über den Account „Kurzschluss“ einen Tweet absetzten, der auf die Ibiza-Enthüllung anspielte. Und zwar 14 Minuten, bevor „Spiegel“ und „Süddeutsche“ mit ihren Berichten online gingen.

Zu dem ZDF-Bericht passen auch Aussagen des Wiener Anwalts M., der einer der Drahtzieher des Ibiza-Videos sein dürfte. Er ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass es sich um ein „zivilgesellschaftliches Projekt“ handle.

Die Kanzlei und die Linke

Zwischen Video und ZPS gibt es weitere Verbindungen. Die Berliner Kanzlei Eisenberg König Schork vertritt Julian H. Ihm gehört eine Münchner Detektei, und er hat das Video wohl aufgenommen. Er mimt den Freund der vermeintlichen russischen Oligarchennichte. Kanzlei-Chef Johannes „Jony“ Eisenberg setzte sich bei einem Prozess in Thüringen gegen den Staatsanwalt für die Künstlergruppe ein. Ihr wurde – angeheizt von der AfD – vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Das Verfahren wurde eingestellt. (strei/cu/ath)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2019)

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