WWDC

Apple zeigt iOS 13 und präsentiert eine 6000-Euro-"Käsereibe"

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Apple muss sich neu positionieren, um nicht von der Konkurrenz überrollt zu werden. Dabei setzt das Unternehmen auf Zerschlagung von iTunes, iOS und Apple Watch. Und obendrauf gibt es nach Jahren einen Mac Pro für Nutzer mit hohen Ansprüchen.

Die World Wide Developer Conference steht ganz im Zeichen der Entwickler. Apple präsentiert während dieser Konferenz Neuerungen in den vorhandenen Apple-Betriebssystemen. Damit die Entwickler ihre Anwendungen rechtzeitig vorbereiten können, um zum Start der neuen iPhones, iPads und MacBooks ihre Software fertig zu haben. Dieses Mal erwartet sie mehr Arbeit als sonst und auch Kunden haben sich auf zahlreiche Neuerungen einzustellen. Apple will seine Geräte mit zahlreichen neuen Funktionen attraktiver für die Nutzer machen.

Unter anderem wird man auf dem iPhone künftig Videos umdrehen und mit Farbfiltern bearbeiten können. Die Apple Watch wird unabhängiger vom iPhone und damit auch interessanter für Nutzer konkurrierender Android-Smartphones.

Das iPad mit einem eigenen Betriebssystem

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Die iPad-Tablets bekommen erstmals ein eigenes Betriebssystem, das sich stärker wie einen vollwertigen PC-Ersatz nutzen lässt. iPad OS basiert zum größten Teil auf iOS 13. Dazu zählt auch, dass künftig eine Maus-Unterstützung in iPads integriert ist. Ebenso werden Bedienungsgesten eingeführt, die auf einem kleineren Bildschirm keinen Sinn machen würden. Mit einer Dreifingergeste können Textpassagen markiert und an anderer Stelle wieder eingefügt werden.

Und während sich alles in Richtung mobile Ansichten orientiert, bietet der Browser Safari standardmäßig die Desktop-Ansicht. Zudem erhält der Browser einen Download-Manager.

iOS 13 bietet Nutzern Dark Mode

Ab Herbst dürfen sich iOS-Nutzer auf einen systemweiten Dark-Mode freuen, der die Hintergründe in allen Apps verdunkelt. Die in Android sehr beliebte Swipe-Funktion wird es auch künftig bei Apple geben. Somit kann dann über die Tastatur gewischt, statt getippt werden.

Auf dem iPhone, dem wichtigsten Apple-Produkt, wird auch die Karten-App verbessert. Zunächst in den USA bekommen Nutzer bis Jahresende die Möglichkeit, sich dreidimensionale Straßen-Ansichten anzusehen. Es ist so etwas wie Googles Street View in 3D.

„Anmelden mit Apple“ in Zeiten des Datenschutzes

Einen Fokus setzte Apple zum Start seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Jose weiterhin auch auf den Datenschutz. So bekommen Nutzer die Möglichkeit, ihren Aufenthaltsort auch nur einmal mit einer App zu teilen - bisher kann man nur der permanenten Nutzung von Ortsdaten bei aktiver Anwendung zustimmen. Wenn eine App versucht, zu schummeln und trotzdem den Aufenthaltsort abzurufen, bekommt der Nutzer eine Warnmeldung. Bei vernetzter Haustechnik im Smarthome soll die Apple-Plattform HomeKit mit Hilfe der Installation in Internet-Routern künftig einzelne Geräte besser voneinander abschirmen, damit Anbieter Nutzer nicht ausspähen können. Dafür ausgestattete Router kommen zunächst unter anderem von Linksys.

Ebenfalls implementiert wird die Möglichkeit, sich mit dem Apple-Konto in anderen Diensten anzumelden. Dabei betonte Tim Cook während der Keynote, dass hier Datenschutz im Vordergrund stehe. Deswegen werde es kein Tracking geben, und auch vertrauliche Daten werden nicht weitergegeben.

Apple blickt in Richtung Android-Welt

Wenn die Apple Watch attraktiver für Android-Nutzer wird, könnte das die Erfolgschancen anderer Smartwatch-Anbieter verschlechtern. Bisher brauchte man ein iPhone zum Beispiel, um Apps auf die Apple Watch zu laden. Künftig bekommt die Computer-Uhr einen eigenen App Store und auf ihr laufende Anwendungen brauchen keinen Gegenpart auf dem iPhone mehr. Die Apple-Uhr ist bereits die mit Abstand populärste Smartwatch, wurde aber zugleich durch die Verbreitung des iPhones zurückgehalten: Android-Smartphones haben einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.

Außerdem stellte Apple am Montag nach Jahren wieder einen neuen Hochleistungs-Computer der Mac-Pro-Reihe vor, der für professionelle Nutzer mit hohen technischen Ansprüchen gedacht ist.

Mit dem neuen Mac Pro will Apple verlorenen Boden im Geschäft mit Profi-Nutzern gutmachen. Der iPhone-Konzern stellte am Montag einen von Grund auf neu entwickelten Rechner der Reihe Mac Pro vor. Er soll ausreichend Kapazität zum Beispiel für professionelle Videoaufbereitung oder Musik-Komposition bieten. Unter anderem kann man damit mit mehreren Videos in extrem hoher 8K-Auflösung gleichzeitig arbeiten. Zusammen mit dem Mac Pro stellte Apple auch einen neuen Monitor mit sehr präziser Farbwiedergabe und hoher Auflösung vor. Der Computer hat einen US-Preis ab 5.999 Dollar, für den Monitor werden 4.999 Dollar fällig - plus 999 Dollar für den passenden Standfuß.

Ein Update nach sechs Jahren

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Apple hatte den Mac Pro zuletzt 2013 aktualisiert - und sich damals mit einem innovativen Design in eine technische Sackgasse manövriert. Der Konzern war davon ausgegangen, dass in leistungsstarken Computern mehrere Grafikkarten zusammenarbeiten werden und entwarf ein zylindrisches Gehäuse, in dem sie von durchströmender Luft gekühlt wurden. Doch in der Industrie setzte sich die Tendenz durch, den Arbeitsaufwand einer einzelnen hochgerüsteten Grafikkarte zu überlassen. Diese Modelle bekommt der Zylinder-Mac nicht gekühlt. Der Konzern kündigte deswegen bereits 2017 eine neue Version des Mac Pro in konventionellerer Bauweise an. Der neue Mac Pro erinnert nun äußerlich an den Vorgänger des Zylinder-Modells, der wegen der markanten Löcher im Metall-Gehäuse den Spitznamen "Käsereibe" bekam. 6000 Dollar soll das Gerät kosten und bietet einen Achtkern-Prozessor, 32 Gigabyte Arbeitsspeicher. Diese Konfiguration kann erweitert werden auf bis zu 28 Kernen und einem Arbeitsspeicher von 1,5 Terabyte. Bis zu 11.000 Dollar kann das dann auch kosten. Irritierend ist lediglich bei dem Basismodell, dass die SSD-Festplatte lediglich 256 Gigabyte Speicher bietet. Hier gibt es bereits Terabyte-Speicherplatten zu einem Kostenpunkt von knapp 200 Euro.

(Red.)

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