Warum der Vatertag weniger präsent ist

Bei den meisten Vätern in Karenz handelte es sich um Akademiker, die einen guten Beruf hatten.
Bei den meisten Vätern in Karenz handelte es sich um Akademiker, die einen guten Beruf hatten.imago/Photocase
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Männern, die Väterkarenz beantragen, wird immer noch die Motivation für den Beruf abgesprochen, hat Verena Florian, Autorin des Buchs „Mut zum Rollentausch“, beobachtet.

Dass der Vatertag hierzulande ein bisschen im Windschatten des Muttertags mitläuft, sagt viel darüber aus, wie Familie gesehen wird. Denn unabhängig davon, wie man diesen beiden Festtagen gegenübersteht (sie etwa ähnlich wie den Valentinstag nur als Festtag für die Wirtschaft sieht), kommt der Vatertag nicht nur terminlich nach dem Muttertag. Er wurde später eingeführt, in Österreich nämlich 1955, während der Muttertag hierzulande seit 1924 gefeiert wird. Und er kommt – auch diesen Sonntag – viel leiser daher.

Dabei sind Väter im Vergleich zu den Müttern nicht gerade in der Minderheit – im Gegenteil –, aber sie treten seltener als solche in Erscheinung. Väter in Karenz oder Teilzeit machen nach wie vor einen Bruchteil im Vergleich zu den Müttern aus. Laut dem Familienministerium sind rund 19 Prozent der Menschen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, Männer (in Zahlen: 17.386). Während in Wien der Anteil der männlichen Kinderbetreuungsgeld-Bezieher bei rund 28 Prozent liegt, kommt er im Burgenland oder in Vorarlberg auf rund zehn Prozent. Wie lang diese Männer dabei in Elternkarenz sind, sagt die Statistik nicht aus. Das Mindestmaß von zwei Monaten dürfte allerdings am häufigsten vorkommen. Väter, die sich hauptsächlich um die Kinder kümmern, während die Mutter Karriere macht, sind nach wie vor die Ausnahme.


Schambesetztes Thema. Verena Florian, die als Coach arbeitet (und auch grüne Bezirksrätin in der Wiener Leopoldstadt ist) hat dennoch ein paar für ihr jüngstes Buch „Mut zum Rollentausch“ (Falter-Verlag) interviewt. „Es war nicht einfach, Väter in Karenz zu finden, die mit mir darüber reden wollten. Auch die berufstätigen Frauen in Vorstandspositionen wollten mir nicht ihre Männer als Gesprächspartner vermitteln. Das ist anscheinend immer noch schambesetzt“, sagt Florian. Dennoch hat sie 20 Väter gefunden, die mit ihr für ihr Buch gesprochen haben.

Bei den meisten Vätern handelte es sich um Akademiker, die einen guten Beruf hatten. „Sie fühlen sich durch ihre Qualifikationen relativ sicher und trauen sich, das einzufordern“, sagt Florian. Wobei viele ihrer männlichen Gesprächspartner die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen mit dem Wunsch nach einer Väterkarenz die Motivation für den Beruf abgesprochen wurde, was allerdings bei Kollegen, die ein Sabbatical oder eine Bildungskarenz beantragten, nicht der Fall war.

Und alle Väter hätten sich mehr Vorbilder gewünscht, sprich Kollegen oder Vorgesetzte, die ebenfalls in Karenz sind oder waren, wodurch die Väterkarenz im beruflichen Umfeld weniger exotisch erschiene. „Die Väter würden sich wünschen, dass die Entscheidung für die Väterkarenz nicht vom Goodwill des Chefs abhängt.“ Es brauchte auch hier Pioniere, die das Modell vorleben. Und noch etwas ist ihr aufgefallen: Dass auch die gesellschaftliche Akzeptanz noch nicht so hoch ist – vor allem am Land. „In der Stadt ist die soziale Kontrolle nicht so groß, da wird es nicht beurteilt und kommentiert, wenn ein Vater am Vormittag mit dem Kind unterwegs ist.“

Vätern passiert es wesentlich häufiger, dass sie von (fremden) Frauen ungefragt Tipps beim Umgang mit den Kindern bekommen. Florian dazu: „Väter wünschen sich von ihrem Umfeld, dass es ganz normal regiert und nicht so ein Aufheben davon gemacht wird, dass sie sich um ihre Kinder kümmern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2019)

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