Algorithmen bestimmen unser Leben, sagt Jörg Dräger. Und auch sie machen Fehler. Der Bertelsmann-Vorstand plädiert dafür, im Zweifel die Maschinen dumm zu halten.
Die Presse: Irren ist bekanntlich menschlich. Befreien uns intelligente Maschinen aus unserer eigenen Unzulänglichkeit?
Jörg Dräger: Maschinen irren ebenso wie wir Menschen. Selbst die beste Künstliche Intelligenz macht manchmal die dümmsten Fehler. Wenn wir aber mit den Maschinen zusammenarbeiten, wenn wir ihnen Regeln geben, wenn wir sie als Unterstützung begreifen und nicht als Beleidigung unserer Intelligenz, dann können sie unsere Unzulänglichkeiten ausgleichen. Wir Menschen sind etwa von Datenmassen schnell überfordert: Kein Radiologe kann acht Stunden am Tag alle drei Sekunden ein neues Röntgenbild nach kleinen Punkten absuchen, die Krebs sein könnten. Maschinen können das, sind aber nicht dafür gebaut zu entscheiden, nach welchen Kriterien der Suchalgorithmus optimiert werden muss, oder gar dafür, ein Patientengespräch zu führen.