Malariamittel aus der Arktis

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Kanadische Forscher gewannen aus Pilzen vom Grund der Frobisher Bay Moleküle, die Erreger der Tropenkrankheit abtöteten.

Québec. Gegen die Malaria, eine der häufigsten Infektionskrankheiten, die vor allem in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde vorkommt, haben Forscher just am Meeresgrund der kanadischen Arktis eine Basis für ein Gegenmittel gefunden.

Demnach gewannen Wissenschaftler der Laval-Universität in Québec, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Ostkanada, aus mikroskopisch kleinen Pilzen komplexe organische Moleküle, die Ähnlichkeiten mit bestehenden Malaria-Medikamenten haben und bei Experimenten die Erreger töteten.

Die Pilze entstammten Sedimenten vom Grund der Frobisher Bay, einem bis zu 120 Meter tiefen Meeresarm der Labradorsee zwischen Kanada und Grönland, der in die Baffin-Insel (Region Nunavut) reicht. Sie erwiesen sich als Vertreter der Gattung Mortierella, das sind weltweit verbreitete Bodenpilze, die sich von zerfallendem organischen Material speisen. Daraus wurden, wie Normand Voyer, Leiter der Studie, in einem Artikel der Plattform arctictoday.com sagt, Molekülgruppen extrahiert, die man Mortiamid A, B, C und D nannte, ringförmige Ketten aus je sieben Aminosäuren. Da man nur winzige Spuren hatte, vermehrte man sie synthetisch und wandte sie mit abtötendem Erfolg auf Plasmodium falciparum an, das ist die häufigste Art des einzelligen Malariaerregers. Mortiamad B sei am effektivsten gewesen.

„Ich habe vor Jahren prophezeit, dass es hoch im Norden Moleküle gibt, die einige der häufigsten und tödlichsten Krankheiten weltweit bekämpfen können“, so Voyer. Und: „Weil diese Moleküle vom Meeresboden der Frobisher Bay kommen, glauben wir, dass Parasiten, die tausende Kilometer davon entfernt im Süden vorkommen, dagegen nicht resistent sein können“. Für eine medizinische Anwendung sei es indes zu früh, und man dürfe nicht glauben, dass in der Arktis schon quasi eine Medizin unter dem Meer liege. Man müsse zuerst den Wirkmechanismus der Mortiamide ermitteln.

2017 rund 435.000 Todesfälle

2017 gab es rund 220 Millionen Malariafälle. Sie wird von Stechmücken übertragen. Durch Medikamente, besseren Schutz vor Insekten (etwa Moskitonetze) und großflächige Bekämpfung der Gelsen konnte die Zahl der Todesopfer von einst weit mehr als einer Million pro Jahr auf laut WHO zuletzt rund 435.000 gesenkt werden. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2019)

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