Architektur-Aufreger: Im Wiener Designhotel

Motel One beim Westbahnhof
Motel One beim WestbahnhofFranz Pfluegl 2017
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Hotels in Wien wollen so gern „Wiener" Hotels sein. Dafür wühlen ihre Designer gerne blind in gestalterischen Vorlagen.

Da kommt ganz schön was zusammen über die Jahrhunderte: Häuser, die so monumental sind, dass man ganz schön weit weggehen muss, damit sie auch ins Instagram-Format passen. Geschichten aus Zeiten, in denen der kaiserliche Wille noch das Stadtplanungsinstrument Nummer eins war. Und sich auch in ganz schön großen Ringen um die Innenstadt manifestierte. Sowie noch ein paar Eigenheiten wie ein Wein, der „Gemischter Satz“ heißt oder ein kleines Glas Wasser zum Kaffee, in dem man früher den Kaffeelöffel gebadet hat. Wien ist voller Eigenheiten. Und Absurditäten natürlich. Eine inhaltliche Schatzkiste für Hotels und für die Menschen, die von ihnen beauftragt werden, sie gestalterisch zu beseelen.

Denn Hotels, haben lange gar nicht gewusst, was sie eigentlich mitverkaufen sollen außer Betten und fließend Wasser. Vor ein paar Jahren ist es ihnen eingefallen: Die Stadt, in der sie stehen und ihr Geld verdienen. Für Hotels, keine leichte Aufgabe, sind sie doch meist ziemlich heimatlos und, gerade wenn es Hotel-Ketten sind, ziemlich entwurzelt. Heute versuchen die Hotels mit der Brechstange auch Wiener Hotels zu ein. Denn sie haben kapiert: Wenn man nach Wien kommt, dann will man auch in Wien sein. Am ehesten Wien ist die Stadt ohnehin im Souvenirshop. Dort weiß man, wo man ist. Und am zweitehesten soll man es gemäß der Designhotel-Strategie wissen, wenn man im Hotelbett aufwacht oder spätestens in der Hotel-Lobby steht. Denn draußen vor der Tür, sieht's meistens dann ohnehin wieder aus wie überall.

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