„Clemens Unterreiner singt erstmals die Bösewichte“

Intendant Michael Garschall ist stolz auf „Hoffmanns Erzählungen“ mit Unterreiner und Fally – und ohne Verstärkung.

„Der Wunsch des Publikums, dieses Werk wieder zu hören, war groß“, sagt Michael Garschall, Intendant des Opernfestivals Klosterneuburg, wo „Hoffmanns Erzählungen“ bereits 2006 mit enormem Erfolg zu erleben war. Im Jubiläumsjahr holt er zur Feier des 200. Geburtstags von Jacques Offenbach dessen große romantische Oper daher wieder in den Spielplan zurück.

„Mit Zurab Zurabishvili haben wir einen idealen neuen Hoffmann gefunden, der unsere prächtige Besetzung anführt.“ Viele der Sänger, die einmal in Klosterneuburg gastieren, kehren immer wieder. Daniela Fally ist dabei und gibt heuer die Olympia, Clemens Unterreiner auch. „Er singt hier zum ersten Mal die Rollen der Bösewichte“, sagt Garschall und freut sich über seinen musikalischen Leiter, Christoph Campestrini, der dafür sorgt, dass nicht nur die Rollendebütanten optimal betreut werden: „Er nimmt sich Zeit für sechs Wochen Proben, damit die Sänger wirklich Zeit und Aufmerksamkeit finden, um neue Partien einzustudieren.“

Dazu gehören unter anderem Eugenia Dushina als Giulietta und, in der Rolle der Antonia, Florina Ilie, ein junge Sängerin, die „von Klosterneuburg an die Frankfurter Oper geholt wurde“, berichtet der Intendant, der stolz darauf ist, dass Auftritte bei seinem Festival immer wieder die Initialzündung für Künstlerkarrieren bedeuten.

Bei „Hoffmanns Erzählungen“ steht ein Intendant immer vor schwerwiegenden Entscheidungen, lang bevor mit Regiekonzepten begonnen werden kann. Diese Oper ist in aller Welt über 100 Jahre lang in vollkommen ramponierten Fassungen gespielt worden. Eine Version, die der Komponist gutgeheißen hätte, war aufgrund der Aufführungsgeschichte, die erst nach Offenbachs Tod begann, nie zweifelsfrei zu ermitteln. Immer wieder tauchen in Archiven auch Teile auf, die möglicherweise zur Partitur gehören. Andererseits hat die Spielpraxis Nummern in die Oper eingebaut, die gar nicht dafür vorgesehen waren.

In Klosterneuburg wird man zwei der schönsten dieser Nummern hören, weil Musikfreunde auf sie nicht verzichten möchten: die „Spiegelarie“ und das große Septett. Insgesamt basiert die Neuinszenierung auf der fünfaktigen Version, die Fritz Oeser herausgebracht hat. Auch deshalb, erklärt Garschall, „weil hier die Rolle der ,Muse‘ extrem aufgewertet ist – für uns ideal, weil wir mit Margarita Gritskova eine Spitzenbesetzung für diese Rolle haben. Übrigens auch das ein Rollendebüt. Wunderschön ist in dieser Fassung auch die Schlussapotheose. Und einiges gibt es im ,Giulietta‘-Akt zu hören, das auch für Kenner neu sein dürfte.“

„Bühnenbild spielt alle Stückeln“

Als Regisseur hat Garschall François de Carpentries verpflichtet: „Ein Theatermagier, der sein Handwerk beherrscht und mit den jungen Sängern ausgiebig arbeitet. Er hat die Theaterpranke für dieses Stück, hat es fantasievoll und packend inszeniert“, sagt der Intendant, nicht ohne verschmitzt hinzuzufügen: „Und auch logisch . . .“

Opulenz ist Garschall bei diesem märchenhaften Stoff wichtig: „Die Kostüme von Karine Van Hercke sind wunderschön, Hans Kudlichs Bühnenbild spielt alle Stückeln, wir haben zum ersten Mal eine Drehbühne. Wunderschön und sehr opulent.“ Der Intendant hat spürbar selbst seine Freunde an seiner diesjährigen Arbeit und ist auch froh über seine Spielstätte, den Kaiserhof: „Eine der schönsten, die es gibt. Und sie wird nur einmal im Jahr für Publikum geöffnet. Die Akustik ist prachtvoll und erlaubt es uns – ein Segen! –, ohne Verstärkung zu spielen.“

Termine: 6. 7. bis 2. 8.; www.operklosterneuburg.at; ORF III zeichnet auf und sendet am 25. 8. um 20.15.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2019)

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