Fritz-Csoklich-Demokratiepreis

Arik Brauer: Eine „Stimme der Vernunft“

Der Künstler Arik Brauer erhält als Erster den neuen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis.
Der Künstler Arik Brauer erhält als Erster den neuen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der heuer erstmals verliehene Fritz-Csoklich-Demokratiepreis geht an Arik Brauer. Eine Wertschätzung für einen Brückenbauer und Erzähler.

Am 5. Mai 2019 wäre Fritz Csoklich, langjähriger Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“, 90 Jahre alt geworden. Nicht zufällig an diesem Tag haben die Medien der Styria Media Group die Schaffung des neuen Fritz-Csoklich-Demokratiepreises öffentlich bekannt gegeben. Der Preis soll ganz im Sinn von Fritz Csoklichs Leben und Wirken ein Signal für Haltung, Demokratie, klare Werte und Weltoffenheit setzen. Und der erste Preisträger steht nun fest – es ist der Maler, Sänger und Dichter Arik Brauer.

Arik Brauer, so die Jury (darunter der Philosoph Konrad Paul Liessmann und Salzburgs Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler) in ihrer Begründung, ist ein begnadeter Erzähler, aus allem kann er eine Geschichte machen, und tut es auch – mit seinen Liedern und mit seinen Bildern: Fabelhafte Welten sind das zuweilen, und dann wieder verblüffend realistisch, schön und schrecklich und immer wieder auch bedroht.

Er singt von Einbeinigen, die auf der Kellerstiege Spiritus trinken, und von der zahnlosen Spinnerin, die den NS-Terror überlebt hat. Er malt den Brudermord, den Marsch der Juden aus der Wüste – und seinen Vater, der allein im Schnee steht, eine blaue Decke um die Schulter gewickelt, die ihm damals ein österreichischer SS-Mann reichte. Alte Mythen und moderne Katastrophen, öffentliche Ereignisse und private Momente – von all dem erzählt Arik Brauer mit seiner unverwechselbaren Stimme.

Arik Brauer hat im Gedenkjahr 2018 mit prägnanten Aussagen bei Veranstaltungen, bei denen mitunter auch FPÖ-Regierungsmitglieder anwesend waren, den Bogen von seiner Familiengeschichte zur heutigen Zeit gespannt. Dabei distanzierte er sich deutlich vom engen, vielfach ressentimentgeladenen Diskurs der FPÖ, ging aber im selben Atemzug mit den Empörten hart ins Gericht, die den Freiheitlichen holzschnittartig jegliches politische Existenzrecht absprechen.

Er ist eine wohltuende Stimme der Vernunft in einer Zeit aufgeheizter, politischer Polarisierung, die vorgezeichnete Wege meidet, den Diskurs des Erwartbaren durchbricht und sich jeder Einordnung entzieht, so die Begründung. Fritz Csoklich, nach dem der Preis benannt ist, hatte eine von christlichen Prinzipien geprägte Weltanschauung, klare Grundsätze und eine tiefe demokratische Gesinnung mit klaren Standpunkten. Er war ein Brückenbauer mit einer unmissverständlichen, demokratischen und toleranten Geisteshaltung. Sein Ziel war die Schließung historischer Gräben, die vorwärtsgerichtete Verständigung aller unterschiedlichen Denkweisen und Gruppierungen im Land und die Stärkung der gelebten Demokratie.

„Gegensätze überwinden“

Als Preisträger des Fritz-Csoklich-Demokratiepreises kommen in- und ausländische Personen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion und Publizistik infrage. In und mit ihrem Leben und Wirken in Österreich müssen diese Personen vor dem Hintergrund der wachsenden gesellschaftlichen Polarisierung, der loser werdenden gesellschaftlichen Klammern, der schwieriger werdenden Verständigung, des Zweifelns am Projekt Europa und der wachsenden Nationalismen dazu beitragen, diese Entwicklungen ins Positive zu verändern. Sodass Gegensätze überwunden, physische und geistige Grenzen durchbrochen und damit insgesamt die Demokratie im Inneren und das Verständnis für das Projekt Europa gestärkt werden. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro.

Aber auch unabhängige Medien hätten „eine große Verantwortung, diese Zeit der ungewissen Zukunft als stabiler Anker zu begleiten“, so Markus Mair, Vorstand der Styria Media Group. „Und was auch immer auf uns zukommt, demokratische Werte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, ständige Gesprächsbereitschaft innerhalb der Gesellschaft, Aufklärung und Bildung müssen uneingeschränkt auch das Fundament der Zukunft sein.“

Jurymitglieder

Michael Csoklich, Journalist
Valerie Fritsch, Schriftstellerin
Franz-Stefan Gady, politischer Analyst und Korrespondent
Thomas Götz, stellvertretender Chefredakteur „Kleine Zeitung“
Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin Wirtschaftsuniversität Wien
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG
Dzevad Karahasan, Schriftsteller
Christian Kircher, Geschäftsführer Bundestheater Holding GesmbH
Franz Küberl, ehemaliger Präsident Caritas Österreich
Konrad Paul Liessmann, Philosoph
Markus Mair, Vorstandsvorsitzender Styria Media Group
Rainer Nowak, Chefredakteur/Herausgeber „Die Presse“
Hubert Patterer, Chefredakteur/Geschäftsführer „Kleine Zeitung“
Peter Plaikner, Medienberater
Manfred Prisching, Vorsitzender Herausgeberkollegium „Kleine Zeitung“
Helga Rabl-Stadler, Präsidentin Salzburger Festspiele
Thomas Spann, Geschäftsführer „Kleine Zeitung“
Lojze Wieser, Autor
Erwin Zankel, ehemaliger Chefredakteur „Kleine Zeitung“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2019)

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