Der älteste Reisekonzern der Welt wird chinesisch

Touristen am Tianya Haijiao Felsen Felsen mit chinesischen schriftzeichen bei Sanya Insel Hainan
Touristen am Tianya Haijiao Felsen Felsen mit chinesischen schriftzeichen bei Sanya Insel Hainanimago/imagebroker
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Mit einer kräftigen Finanzspritze will der chinesische Konzern Fosun das marode britischen Reiseunternehmen Thomas Cook retten. Fosun ist auch in Österreich kein Unbekannter mehr.

Der britische Reiseveranstalter Thomas Cook soll von dem chinesischen Mischkonzern Fosun vor dem Aus gerettet werden. Die Fosun Tourism Group aus Hongkong und die Gläubigerbanken wollen 750 Millionen Pfund (umgerechnet 830 Millionen Euro) frisches Geld bereitstellen, damit das 178 Jahre alte Traditionsunternehmen die Wintersaison 2019/20 übersteht, wie Thomas Cook. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Fosun ist seit vier Jahren mit 18 Prozent an Thomas Cook beteiligt und damit bereits der größte Aktionär. Nun werden die übrigen Aktionäre weitgehend verdrängt. Die Thomas-Cook-Aktie stürzte an der Londoner Börse um 37 Prozent auf 8,41 Pence ab.

Der Fosun-Konzern ist auch in Österreich kein Unbekannter mehr: Die Chinesen haben im Vorjahr die Mehrheit am Vorarlberger Wäscheunternehmen Wolford übernommen. In Deutschland machten sie vom Kauf der strauchelnden Bekleidungskette Tom Tailor von sich reden. Auch der französische Reisekonzern „Club Med“ befindet sich im Eigentum des Mischkonzerns, der nicht nur mehrere Finanz- und Industrieunternehmen in China besitzt, sondern auch Immobilien auf der ganzen Welt. 

Condor-Verkauf vom Tisch

Ein Verkauf der Ferienfluggesellschaft Condor, an der die Lufthansa Interesse gezeigt hatte, ist damit zumindest vorerst vom Tisch. Wegen der Eintrübung des Touristik-Marktes in Europa hätte der Verkauf des Fluggeschäfts und der Skandinavien-Sparte nicht genug eingebracht, um das Kerngeschäft zu retten.

Fosun übernimmt nun nur die Mehrheit an der Reise-Sparte, am Ferienflug-Geschäft sollen die Chinesen einen "signifikanten Minderheitsanteil" erhalten. Denn mit einem nicht-europäischen Eigentümer würde Condor der Verlust der Start- und Landerechte drohen.

Ein Fosun-Sprecher verwies darauf, dass der Konzern schon beim Feriendorf-Betreiber Club Med gezeigt habe, dass er Unternehmen sanieren könne.

Das Angebot von Fosun sei das beste gewesen, das auf dem Tisch des Vorstands gelandet sei, sagte Vorstandschef Peter Fankhauser in einer Telefonkonferenz. "Das ist zwar nicht das Ergebnis, das wir uns für unsere Aktionäre gewünscht hätten, aber der Vorschlag ist eine pragmatische und verantwortliche Lösung, die uns die Mittel gibt, die Zukunft von Thomas Cook zu sichern", erklärte der Schweizer.

Das Unternehmen kam schon vor dem Kurssturz am Freitag nur noch auf einen Börsenwert von gut 200 Millionen Pfund, der Schuldenberg summiert sich auf mehr als 1,25 Milliarden Pfund. Die Gläubigerbanken seien bereit, auf einen Großteil der Kredite zu verzichten; im Gegenzug sollen sie Aktien erhalten.

1,5 Milliarden Pfund Verlust

Thomas Cook hatte im ersten Halbjahr 1,5 Milliarden Pfund Verlust ausgewiesen, zum Großteil wegen einer Abschreibung von 1,1 Milliarden Pfund auf die Tochter MyTravel. Das Unternehmen war 1841 von Baptisten-Prediger Thomas Cook gegründet worden, der Zug-Reisen von Leicester nach Loughborough veranstaltete. Ende 2006 übernahm KarstadtQuelle die restlichen Anteile der Lufthansa. Durch die Übernahme der britischen MyTravel wurde Thomas Cook 2007 an die Londoner Börse gebracht - damals mit einem Börsenwert von vier Milliarden Pfund.

Das Sommergeschäft läuft schleppend. Die Reise-Buchungen lägen neun Prozent unter Vorjahr, die Flug-Buchungen um drei Prozent, teilte Thomas Cook mit. Das operative Ergebnis werde deshalb im zweiten Halbjahr noch schlechter ausfallen als im ersten. 2018 reisten elf Millionen Kunden mit Thomas Cook.

(Reuters/Red.)

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