„Frank & Frei“ dank Förderung

Die Team-Stronach-Akademie betätigt sich nach wie vor mit öffentlichem Auftrag – publizistisch. Und streift den rechten Rand.

Wien. Rund 874.200 Euro hatte die Parteiakademie des Team Stronach Ende 2017 auf dem Konto. Da war die kleine Partei gerade aus dem Nationalrat geflogen, wenig später löste sie sich auf. Ulla Weigerstorfer, gerade zur Ex-Abgeordneten geworden, machte damals mit der Arbeit in der Parteiakademie aber auch ohne Partei weiter.

Ein Jahr später waren dem Tätigkeitsbericht der Stronach-Akademie zufolge noch 348.000 Euro Förderung in der Kassa. Im Mai 2019 kündigte Weigerstorfer dann in der „Wiener Zeitung“ an, die Parteiakademie aufzulösen. Wie setzte die Team-Stronach-Akademie in der Zeit ihren öffentlichen, staatsbürgerlichen Bildungsauftrag um, für den sie das Steuergeld erhalten hatte?

Identitären-Ideengeber als Referent

Vor allem publizistisch – mit einem eigenen Verlag, Frank & Frei – Forum Neues Europa, der Name eine Anspielung auf den Parteigründer, Frank Stronach. Der Verlag heftet sich auf die Fahnen, ein „unabhängiges freies Bildungsmedium ohne Rücksicht auf die vorgegebene politische Korrektheit“ zu sein. Zu ihm gehört ein gleichnamiges Magazin samt Website; dort wurde zuletzt vergangene Woche ein Artikel veröffentlicht, auch das Magazin erscheint nach wie vor.

Zum Buchsortiment des Verlags zählt etwa ein 2018 erschienener „Wegweiser für eine zivilisierte Gesellschaft“: „Die Frage aller Fragen: Woher kommen wir, wohin gehen wir?“, der Autor ist Stronach selbst. Auch Karin Kneissl publizierte vor ihrer Zeit als türkis-blaue Außenministerin bei Frank & Frei.

Medienberichten zufolge streifte die Akademie immer wieder den rechten Rand. So wurde zu einer Veranstaltung mit Martin „Lichtmesz“ Semlitsch geladen, der als Ideengeber der rechtsextremen Identitären Bewegung gilt und bei der Stronach-Akademie etwa über „Donald Trump und den Überlebenskampf der alten Machteliten“ referierte. „Frank & Frei“-Chefredakteur Werner Reichel selbst kommentierte für das Rechts-außen-Magazin „Wochenblick“ im Mai über „Fake News des Mainstreams“. Der Verlag inserierte darüber hinaus regelmäßig im rechten Magazin „Alles Roger?“. (epos)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2019)

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