Die versteckte Personallücke im Tourismus

Ob beim Heurigen oder im Skihotel – die Suche nach geeigneten Mitarbeitern wird schwieriger.
Ob beim Heurigen oder im Skihotel – die Suche nach geeigneten Mitarbeitern wird schwieriger.(c) Getty Images (Siegfried Layda)
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Osteuropas Kellner lösten die ostdeutschen ab – nun bleiben auch die aus. Das IHS hat berechnet, was das bedeutet. Und wieso der Personalmangel größer wird als gedacht.

Wien. Jeder in der ostdeutschen Tourismusbranche hat sie, die Freunde, die nach Jahren in westösterreichischen Hotels und Skihütten zurückgekommen sind. Auch Guido Zöllick, der Chef des deutschen Hotelverbands Dehoga. Er leitet selbst ein Hotel an der Ostsee nahe Rostock – dort, am Meer, gab es immer genug Arbeit, aber anderswo in den neuen Bundesländern seien erst in den vergangenen Jahren Hotels entstanden. Viele mit Spa-Angebot, das auch außerhalb der Hauptsaison genützt wird. Die gute Nachricht sei: Der Tourismus in seinem Land wachse konstant, und das nicht mehr nur in Bayern und am Meer. Die schlechte: Der demografische Wandel schlage im Osten voll zu, die seit gut zehn Jahren stark rückläufigen Schulabgänger- und Lehrlingszahlen zeigten sich jetzt auf dem Arbeitsmarkt. Die Prognose von Dehoga: Kommt kein starker Konjunktureinbruch, wird sich der Mitarbeitermangel weiter zuspitzen.

Eine Droge für den Tourismus

Wie sieht es in den österreichischen Hotels aus, wo die Nachbarn früher gearbeitet haben? Die Sozialversicherungsdaten aus der Hotellerie zeigen: Die Rückwanderung der Deutschen ist nicht das große Problem. Denn seit der Ostöffnung des Arbeitsmarkts vor acht Jahren haben die osteuropäischen Mitarbeiter sie klar überholt. Sie sind heute – nach den Österreichern – die zweite tragende Säule in der Hotellerie. „Ohne die Beschäftigten aus den neuen EU-Staaten wäre das Wachstum der letzten Jahre gar nicht möglich gewesen“, sagt IHS-Arbeitsmarktexperte Dominik Walch zur „Presse“. Die Ostöffnung habe im vergangenen Jahrzehnt wie eine Droge für die Branche gewirkt: Ohne sich besonders anzustrengen, hätten die Betriebe genügend willige Hände gefunden, die für die Bezahlung gern kamen. Bei den Nachbarn in der Schweiz, Südtirol und Deutschland ist das Bild ident: Man verließ sich stark auf den Zustrom aus dem Osten – bis er sich abschwächte. Zöllick: „Wir haben viele Kräfte aus Ländern wie Polen und aus dem Baltikum bekommen, aber das ist weniger geworden, weil dort der Tourismus auch boomt und man die eigenen Leute braucht.“

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