China soll Wolfords Wunden heilen

Bei Wolford soll 2024 ein Fünftel des Umsatzes aus der Volksrepublik kommen.
Bei Wolford soll 2024 ein Fünftel des Umsatzes aus der Volksrepublik kommen.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der Wäschekonzern aus Vorarlberg verspricht sich viel von der Bearbeitung des asiatischen Marktes. Mit schwarzen Zahlen rechnet man erst im Geschäftsjahr 2020/2021.

Wien. Brigitte Kurz macht es kurz und schmerzlos: „2018 war ein schlechtes Jahr für den europäischen Textileinzelhandel“, sagt die Finanzchefin des Vorarlberger Wäschekonzerns Wolford am Dienstag anlässlich der Bilanzpräsentation. Das Minus der Branche belief sich auf über zwei Prozent. Die sinkende Kundenfrequenz in den Innenstädten mache den Modefirmen zu schaffen - das geht auch an Wolford nicht spurlos vorbei.

Der krisengebeutelte Hersteller muss für das vergangene Geschäftsjahr ein Minus von 11,1 Mio. Euro in Kauf nehmen. Zwar konnte man den Verlust gegenüber dem Vorjahr etwas eingrenzen, doch wird es noch dauern bis Wolford schwarze Zahlen schreibt. Als Ziel dafür hat man sich 2020/2021 gesetzt, das operative Ergebnis soll dann wieder positiv sein.

2018 konnte das angeschlagene Unternehmen mit dem Mischkonzern Fosun aus China einen bedeutenden strategischen Investor und Mehrheitseigentümer gewinnen, der bereits Anteile an anderen europäischen Modefirmen (Lanvin, Tom Tailor) hält. Erst kürzlich verlängerten die österreichischen Banken zudem ihre Kreditlinien bis Mitte 2021. Wolford hat bereits vor längerem Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet. So konnte man etwa bei den Personalkosten Einsparungen erzielen, der Vertrieb wurde nach Mailand verlagert. „Es muss nicht alles von Bregenz aus bedient werden“, sagt Vorstandschef Axel Dreher. „Das hat uns limitiert.“

War früher ein älteres Klientel die Kernzielgruppe, versucht man nun Jüngere anzusprechen. Durch bestimmte Produkte, wie etwa Bademode, bemüht man sich auch, das Potenzial im traditionell schwachen Sommer zu heben.

Auch auf das Thema Nachhaltigkeit ist der Strumpferzeuger aufgesprungen. Eine eigene Kollektion, zu 100 Prozent biologisch abbaubar, ist bereits auf dem Markt. „Die Produkte werden nach sechs Monaten zu Erde, wenn man sie damit vermischt“, sagt Dreher. Ganz uneigennützig ist das freilich nicht. Retournieren Kundinnen ihre Ware in der Filiale, gibt es erneut die Möglichkeit für (Verkaufs-)kontakt.

Europäische Produkte gefragt

Die Verjüngungskur soll dem Unternehmen auch bei seiner Expansion in China helfen. Machten chinesische Verbraucher im Jahr 2000 noch einen Anteil von einem Prozent am globalen Luxusmarkt aus, sollen es 2025 bereits 45 Prozent sein. „Die Chinesen wollen mehr im Inland konsumieren und sie haben eine extreme Affinität zu europäischem Marken“, sagt Dreher.

Derzeit vertreibt man seine Waren über in Summe 30 Einzel- und Großhandelsgeschäfte, deren Anzahl sich bis zum Jahr 2024 verdreifachen soll. Das Risiko bezeichnet Dreher als gering, da man vor allem über Handelspartner wachsen werde, die in neue Shopkonzepte investieren.

Bei Wolford macht der asiatisch-pazifische Raum sechs Prozent des Umsatzes aus, in den kommenden fünf Jahren soll es ein Fünftel sein. Kurzfristig sei aus der Marktoffensive in China aber nicht mit positiven Umsatzeffekten zu rechnen. Doch sei der neue Eigentümer bei den Bestrebungen zu wachsen durchaus hilfreich. „Fosun bringt sich mit Kontakten ein“, sagt Dreher. „Einen Partner für China zu finden, wäre uns sonst sehr schwer gefallen.“

Fosun fordere Wolford zwar stark, so Dreher. „Doch das ist uns sehr recht.“ Man merke, dass es sich um eine andere Kultur handele, es sei mehr „Speed dahinter“. Statt Dinge lange zu analysieren, werde man unterstützt, mutig zu sein. Die Wolford-Aktie (im Standard Market) gewann mehr als acht Prozent. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2019)

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