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Bildungskarenz: Das müssen Sie wissen

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Sie brauchen eine Auszeit vom Alltagstrott und möchten sich weiterbilden? So funktioniert die Bildungskarenz.

Egal ob für ein Studium oder einen Sprachkurs – die Bildungskarenz bietet die Chance, abseits vom Arbeitsplatz Wissen zu tanken. Geografisch sind Ihnen keine Grenzen gesetzt: Sie können sich im In- und Ausland zwischen zwei und zwölf Monate lang weiterbilden. Gehalt bekommen Sie in dieser Zeit keines, dafür werden Sie vom Arbeitsmarktservice (AMS) unterstützt.

Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf die Bildungskarenz: Stellt Ihr Arbeitgeber Sie nicht frei, haben Sie Pech gehabt. Überlegen Sie sich also genau, wie Sie Ihren Chef auf das Thema ansprechen:

  • Überzeugen Sie Ihren Vorgesetzten mit sachlichen Argumenten. Michael Tölle, Bildungsexperte der AK Wien, gibt ein Beispiel: „Wenn ein Betrieb zur Zeit eine geringe Nachfrage hat, ist die Bildungskarenz für den Arbeitgeber eine Möglichkeit, kurzfristig Personalkosten zu sparen, ohne sich vom Mitarbeiter trennen zu müssen.“
  • Und wer erledigt Ihre Arbeit, wenn Sie nicht da sind? Denken Sie vor dem Gespräch über einen möglichen Ersatz nach. Suchen Sie mit Ihren Kollegen gemeinsam nach einer Lösung.

Weiterbildungsgeld statt Gehalt

Während der Karenz bekommen Sie vom AMS ein Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes: Bei einem Einkommen von 2500 Euro brutto im Monat sind das knapp 1100 Euro. Geringverdiener kommen pro Tag auf mindestens 14,53 Euro – monatlich sind das um die 400 Euro.

Damit das Geld auch wirklich auf Ihrem Konto landet, müssen Sie einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Sie waren in den letzten sechs Monaten ununterbrochen bei demselben Arbeitgeber tätig und haben in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt.
  • Die Ausbildung hat etwas mit Ihrem Beruf zu tun. Der Fotolehrgang des Marketingmanagers lässt sich leichter rechtfertigen als die Tauchschulung des Buchhalters.
  • Sie besuchen eine Schulung und können mindestens 20 Wochenstunden nachweisen. Dabei müssen Sie nicht die gesamte Zeit am Institut sein: Hausaufgaben zählen ebenfalls.
  • Bei einem Studium sind acht ECTS-Punkte pro Semester das Mindestmaß.

Achtung: Erfüllen Sie diese Bedingungen nicht, müssen Sie das Weiterbildungsgeld zurückzahlen.

Studentenbudget mit 40

Das Weiterbildungsgeld vom AMS sorgt für finanzielle Absicherung. Aber: Sie haben keinen Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, auch monatlich ist die Förderung deutlich geringer als Ihr normales Gehalt. Weiterbildungsexperte Tölle erklärt: „Das Geld entspricht dem Arbeitslosengeld. Wer gut verdient fällt beim Einkommen weit hinunter. Der Höchstsatz liegt bei 1400 Euro.“ Ein wichtiger Punkt für die Planung, denn meist fallen in dieser Zeit Ausbildungskosten an.

Erwachsenenbildung ist teuer: 5000 Euro kostet etwa ein Diplomlehrgang beim Wifi, 2000 Euro ein zweimonatiger Intensivsprachkurs bei diversen Anbietern in Wien. AMS, Arbeiterkammer, Land und Gewerkschaft helfen je nach Bundesland und Ausbildung bei der Finanzierung. Das AMS übernimmt nur in ausgewählten Fällen die Kosten, deckt diese dafür aber komplett. Die Arbeiterkammer hat je nach Bundesland unterschiedliche Tarife: Sie fördert vor allem digitale Angebote und die Bildung von Frauen. Bei der Initiative Digi-Winner fördern AK Wien und waff Digitalisierungskurse mit bis zu 5000 Euro. Frauen bekommen durch das Frech-Projekt vom waff bis zu 3700 Euro.

Wird das Geld trotzdem knapp, dürfen Sie Ihr Einkommen auch während der Bildungskarenz etwas aufbessern. Das Limit: Die Geringfügigkeitsgrenze (446,81 Euro).

Hello, Goodbye

Im Gegensatz zur Elternkarenz haben Sie während der Bildungskarenz keinen Kündigungsschutz. Allerdings darf Sie Ihr Arbeitnehmer nicht wegen der Karenz kündigen – dafür sorgt der Motivkündigungsschutz. Tut er es doch, können Sie vor Gericht ziehen. Kündigt Sie Ihr Arbeitgeber rechtmäßig, bekommen Sie Ihr Weiterbildungsgeld trotzdem bis zum Ende ausgezahlt.

Möchten Sie die Bildungskarenz als Sprungbrett in ein neues Berufsfeld nutzen, sollten Sie erst nach der Bildungskarenz kündigen. Denn: Ohne Anstellung kein Weiterbildungsgeld. 

Kehren Sie nach mehreren Monaten zurück, erwarten Sie viele Veränderungen: Kunden und Kollegen kommen und gehen, Abläufe wurden umgestellt. Damit der Einstieg leicht fällt, rät Tölle: „Man muss sich überlegen, wie man den Kontakt zum Betrieb und zu den Kollegen hält. Gerade bei einem längeren Zeitraum ist das wichtig.“

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