Vor der libyschen Küste kam es zum schwersten Bootsunglück im Mittelmeer des laufenden Jahres: Mehr als 100 Menschen sollen ums Leben gekommen sein.
Nach einer Flüchtlingstragödie vor der libyschen Küste mit möglicherweise mehr als 100 Toten im Mittelmeer fordern Organisationen der Vereinten Nationen, die Seenotrettung dort wieder aufzunehmen. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das UNO-Kinderhilfswerk Unicef riefen darüber hinaus dazu auf, die Internierung von Flüchtlingen und Migranten in Libyen zu beenden. Ein Sprecher der libyschen Küstenwache hatte am Donnerstag gesagt, nach einem schweren Bootsunglück vor der Küste Libyens würden 115 Migranten vermisst - und nährte damit Befürchtungen über den Tod Dutzender Menschen auf ihrer Fahrt über das Mittelmeer.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) könnten bei dem Unglück noch deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen sein. Es wäre das schwerste Bootsunglück im Mittelmeer des laufenden Jahres. Nach Schätzungen der Organisation könnten bis zu 300 Menschen in Seenot gewesen sein, unter ihnen Frauen und Kinder. Am späten Abend teilte IOM mit, dass 87 Migranten an die libysche Küste zurückgebracht worden seien. 84 von ihnen seien in das Internierungslager Tajura gebracht worden.
Keine privaten Rettungsschiffe im Mittelmeer
Derzeit sind keine privaten Rettungsschiffe im Mittelmeer unterwegs. Die deutsche Organisation Sea-Eye kündigte allerdings am Donnerstag an, mit der "Alan Kurdi" in Richtung der Rettungszone vor der libyschen Küste aufzubrechen. Dort werde sie voraussichtlich Dienstag eintreffen, erklärte die Regensburger Organisation. Innerhalb der Europäischen Union läuft ein Streit darüber, wie Migranten verteilt werden sollen, die im Mittelmeer gerettet werden.
Derweil gab die italienische Abgeordnetenkammer am Donnerstag grünes Licht für einen Gesetzesentwurf, nach dem Seenotrettern in dem Land künftig Strafen von bis zu einer Million Euro drohen könnten, wenn sie mit ihren Schiffen unerlaubt in italienische Hoheitsgewässer fahren. Das neue Gesetz soll den Behörden im Fall einer Verletzung eines Einfuhrverbots auch ermöglichen, das betreffende Schiff zu konfiszieren. Damit wird der Druck auf Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Migranten retten, weiter erhöht.
Italiens strengere Flüchtlingspolitik hat bereits Auswirkungen: Seit Anfang 2019 seien insgesamt 3418 Migranten in Italien eingetroffen sind, im Vergleichszeitraum 2018 waren es noch über 18.000. Der Rückgang betrage 81 Prozent.
(APA/dpa)