„Krone“: Schmitt sagt „Tschüss“

Richard Schmitt verlässt die „Krone“.
Richard Schmitt verlässt die „Krone“.(c) Clemens Fabry
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Richard Schmitt, bis Juli Online-Chef, galt als FPÖ-Vertrauter in der „Krone“. Mit der Ibiza-Affäre fiel er in Ungnade – und nimmt den Hut.

„Guten Morgen. Tschüss, große alte Dame – es waren schöne, spannende Tage mit einem tollen Team“, schrieb Richard Schmitt Mittwoch in der Früh auf Twitter – und stellte ein Bild der Gelobten hinzu: ein Foto des „Krone“-Gebäudes. Bis 1. Juli war Schmitt Online-Chefredakteur der „Kronen Zeitung“ – musste aber nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos (am 17. Mai) die Zuständigkeit für krone.at an Zeitungschefredakteur Klaus Herrmann abgeben. Das wurde damals mit „strukturellen Änderungen“ im Unternehmen erklärt, Schmitt werde künftig andere Aufgaben im Onlinebereich übernehmen, hieß es. Einen Monat später verlässt der umstrittene Journalist nun Österreichs größte Tageszeitung ganz. Mit welchem Ziel, wollte er auf Nachfrage nicht verraten: Im Gespräch mit der „Presse“ erklärte er lediglich, dass er „schönen Aussichten“ entgegenblicke, aber darüber erst am 10. August mehr erzählen werde.

Gestolpert ist Schmitt über das Ibiza-Video und seine Nähe zur türkis-blauen Regierung, besonders zur FPÖ. Im Ibiza-Video philosophiert Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache u. a. über die Übernahme der „Krone“ sowie über den Austausch („zack, zack, zack“) missliebiger Journalisten – und outete Schmitt als eine Art Vertrauensmann der FPÖ in der „Krone“-Redaktion. Immer wieder publizierte dieser bereitwillig von den Regierungsparteien lancierte Geschichten, in denen es zugespitzt vor allem gegen Ausländer oder den „politischen Islam“ ging. Weil im Juni 2017 in der „Krone“ und auf krone.at Bilder von Kindern mit Kopftuch veröffentlicht wurden, die angeblich einen islamischen Kindergarten zeigten (was nicht stimmte), wurden die „Krone“ und Online-Chef Schmitt von einem Wiener SPÖ-Gemeinderat auf Unterlassung und Widerruf geklagt – mit Erfolg. Laut Schmitt kamen die Bilder aus dem Integrationsministerium, das damals Sebastian Kurz (ÖVP) leitete.

„Krone“ betonte Unabhängigkeit

Wie das mediale Wechselspiel mit Straches Facebook-Account funktioniert, erklärte Schmitt einmal in einem Interview mit dem Magazin „Fleisch“: „Wenn Strache einen normalen Bericht von uns auf Facebook teilt, dann merken wir, das haut die Quote auf das 1,5-Fache hoch. Und umgekehrt kriegt er natürlich auch mehr Traffic, wenn wir ihn pushen.“ Nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos war man bei der „Krone“ bemüht, den Eindruck der Parteilichkeit zu zerstreuen. Strache hatte die Hoffnung geäußert, die FPÖ könnte von der Zeitung „gepusht“ werden – was „Aurelius“ (ein Pseudonym von „Krone“-Herausgeber Christoph Dichand) als „Attacke“ kritisierte: Man sei einzig und allein den Lesern verpflichtet, betonte er in einem Kommentar. Jetzt musste Schmitt die Konsequenzen ziehen. (APA/i. w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2019)

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